Liebesdienste

Heute gibt es in Deutschland etwa vierhunderttausend hauptberufliche Prostituierte, deren Dienste täglich über eine Million Männer in Anspruch nehmen. Das sind im Schnitt zwei bis drei Typen am Tag. Rund 95 Prozent der Prostituierten sind Frauen. Dass Geiz nicht geil ist, zeigt sich an den jährlichen Umsätzen der Branche in zweistelliger Milliardenhöhe. Der Begriff „Bordell“ kommt aus dem Französischen, ist zum ersten Mal im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt und heißt übersetzt „Bretterhütte“.

Während Mann in christlichen und jüdischen Glaubensgemeinschaften nach einem Gang ins Bordell mit einem Fuss im Fegefeuer steht, stand die Prostitution im heidnischen Altertum unter göttlicher Obhut. Damals schlief man in den heiligen Hallen der Tempel mit Priesterinnen, um den Göttern näher zu sein. Moralisch verurteilt wurde die Prostitution erst mit der Ausbreitung der monotheistischen Religionen.

Fortan musste Mann also mit schlechtem Gewissen leben. Wie tief die religiösen Wurzeln auch über zweihundert Jahre nach der Aufklärung reichen, lässt sich daran ausmachen, dass der Prostitution bis in die heutige Zeit der Ruf des Schmutzigen anhaftet. Hinzu kommt, dass Zwangsprostitution, bei der Frauen aus wirtschaftlich schwachen Staaten von Schleppern in reichere Länder gelockt und zu Sexarbeit gezwungen werden, keine Seltenheit ist.

Erst vor zwei Jahren wurde das Gewerbe in Deutschland per Gesetz offiziell anerkannt. Sexarbeiterinnen haben seither das Recht, von ihren Freiern Lohn einzuklagen, eine Krankenversicherung abzuschließen und sich von Ver.di in Fachgruppe 6, „sonstige Dienstleistungen“, neben Wellness-, Friseur- und Bewachungsgewerbe vertreten zu lassen. Fast überall in der USA ist Prostitution strafbar. Ein völlig anderes Verständnis von Prostitution findet sich in Japan, wo Geishas für anspruchsvolle Unterhaltung zuständig sind. Sex tabu! TAN