urdrüs wahre Kolumne : Bremens Botschafter in einem kopftuchfreien Land
Als publikumswirksames Ereignis der Unterhaltungskultur konnte man die dürftige und zudem tierisch ernste TV-Show um den Ritterschlag für Nashornbürgermeister Henning Scherf aus dem närrischen Aachen der Frau Schmidt nun wirklich nicht durchgehen lassen. Es muss also andere Gründe haben, warum dem bescheidenen Spektakel so viel Bundesprominenz an die belgische Grenze folgt. Ein Blick auf die Preisträger vergangener Jahre verrät es: Die Rittergilde ist offenbar eine Kontaktbörse für solche, die auf jeden Fall noch irgendwas anderes werden wollen als das, was sie geworden sind. Am Ende winkt für den diplomatie-erprobten Ritter Langes Elend noch ein Botschafterposten irgendwo auf Gottes schöner weiter Welt – zur Vermeidung internationaler Verwicklungen empfehlen wir ein Land, wo Bützchen hier und Bützchen da nicht gleich zur Blutrache führt!
Die Atzung mit Trockenfisch und klebrigem Bier als emanzipatorischen Schritt für dieses Land darzustellen, dazu gehört schon einiges. Und so gilt unser ganzes Mitgefühl der Kapitänin Barbara Massing, die gestern als erste Frau überhaupt unter den ollen Zauseln beim Schaffermahl im Rathaussaal dabei sein musste/durfte/konnte. Bei Verdauungsschwierigkeiten empfehlen wir Bullrich-Salz und bei Brechreiz die Stimulation des Zäpfchens mit dem Daumen – möge die Nautikerin selbst entscheiden, ob backbord oder steuerbord – doch nie nicht gegen den Wind!
Nachdem Bremen schon seinen Ehrenplatz als Hauptstadt der Insolvenzen erfolgreich verteidigen konnte, belegt jetzt Möbelkaufmann H. Schwiers nach wirtschaftlich bedingter Aufgabe seines Bremer Einrichtungshauses, dass man aus der regionalen Krankheit eine globale Waffe machen kann: In Hamburg eröffnete er die EMA Konkursverkaufs GmbH, um seine kollegialen Kontakte mit den Leidensgenossen von der Weser an der Elbe gewinnbringend zu nutzen: „Jeden Tag wird weitere Konkursware an mich herangetragen, die ich zu absoluten Spottpreisen verwerten kann.“ Wir wünschen allzeit guten Erfolg!
Diese armen Lüneburger Pauker, die nach ein bisschen thc-gewürztem Feingebäck aus mutmaßlicher Schülerhand desorientiert über Bahnhöfe stolpern und sich nun fast so abgelascht wie Gotthilf Fischer im Ecstacy-Rausch auf der Love Parade gerieren: da seht ihr mal, wie wichtig bewusster und gelernter Gebrauch von Hanfsubstanzen für das Leben ist, auf das die Schule doch angeblich vorbereiten soll. Innerhalb von mehr als vierzig Jahren als kleiner Konsument ist mir derlei Ungemach nie widerfahren – ohne üben üben üben geht das freilich nicht!
Kaum zeigten die Kalender Girls im Kino, wie man sich erfolgreich nackich macht, da kupfern auch schon die angehenden Turnlehrer das Konzept ab und machen sich an den Kamera-Akt. Dass der gute Zweck nun unbedingt der Aufbau einer Präsenzbibliothek mit Fachliteratur ist, fällt aber sehr weit hinter die hehren Ziele der britischen Mädels zurück: Wir empfehlen, den Erlös zu gleichen Teilen der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und den Opfern des Schulsports zukommen zu lassen, damit die Initiative als Maßnahme zur Rehabilitierung durchgehen kann. Ulrich Reineking