der wochenendkrimi : Doppelgemoppel
„Wilsberg: Der Minister und das Mädchen“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
Der deutsche Fernsehkrimi boomt. Das mag erfreulich klingen in Krisenzeiten wie diesen, aber langsam werden die Schauspieler knapp. Engagements in mehreren Serien sind gang und gäbe. Überall die gleichen Nasen: Peter Prager etwa spielte letzte Woche in „Das Duo“ das Ermittlerinnenanhängsel, und als ebensolches sieht man ihn diesen Sonntag auch im Brandenburger „Polizeiruf“ – zuvor wird er aber noch schnell als Provinzpolitiker im aktuellen „Wilsberg“ aus dem Bild gemordet.
Auch Leonard Lansink, der Darsteller des Titelhelden, reißt Doppelschichten runter: Wenn er nicht den Münsteraner Privatdetektiv gibt, stellt er sein an eine durchgesessene Lederchouch gemahnendes Konterfei der Serie „Ein starkes Team“ zur Verfügung. Doch nicht nur die Gesichter gleichen sich, auch die Geschichten erscheinen sonderbar vertraut. So ist diese „Wilsberg“-Story offensichtlich bei Polanskis Neo-noir-Krimi „Chinatown“ abgekupfert: Der Politikermord führt in ein dubioses Altenheim und zu perfiden Grundstücksspekulationen. Dass der Plot nicht fesselt, liegt allerdings weniger an seiner Durchschaubarkeit als an den allzu routinierten Darstellern. Die sind mit den Gedanken sowieso längst beim nächsten Job.
CHRISTIAN BUSS