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Archiv-Artikel

Sanfter Bahngipfel

Unter der Ägide von Staatssekretärin Wolf halten sich Verbraucherverbände zurück und zeigen sich kooperativ

BERLIN taz ■ Frühbucherrabatt, Stornogebühren und Mitfahrtarife – das im Dezember letzten Jahres eingeführte neue Tarifsystem der Deutschen Bahn (DB) ist unübersichtlich und unflexibel. So lautet die Kritik vieler Bahnreisender. Um sie zu bündeln und gemeinsame Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, haben sich gestern Verkehrs-, Fahrgast- und Umweltverbände getroffen. Eingeladen zu dem „Workshop“ hatte Margareta Wolf, grüne Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und Aufsichtsratsmitglied der DB.

Sie wolle zwischen Bahn und Kunden vermitteln, sagte Wolf anschließend. Und betonte, dass die in dem Workshop erarbeiteten Vorschläge auf dem neuen System basierten, das alle teilnehmenden Verbände grundsätzlich positiv beurteilten.

Vor allem das Beschwerde- und Beratungsmanagement müsse aber nach Ansicht der Workshopteilnehmer gestärkt werden. Zudem sei zu überlegen, ob die Bahncard zu einer Mobilitätscard erweitert werden könnte. Dabei sollten verstärkt regionale Verkehrsverbünde integriert werden. Darüber hinaus müsse sich das Preissystem am Normalfahrer orientieren. Dieser fährt laut Wolf Strecken unter 200 Kilometern und macht 80 Prozent der Bahnnutzer aus. Die im Vorfeld heftig kritisierte Stornogebühr nannte Wolf ein „psychologisches Thema“. Hieße sie Reservierungsgebühr, spräche niemand darüber. Hier habe es bei den Gesprächen keine Kritik gegeben. Zurzeit fallen auf rabattierte Tickets bis zu 45 Euro Stornogebühren an.

Die Bahn äußerte sich zurückhaltend zu dem Treffen. Der Workshop sei „Sache von Frau Wolf“, sagte Bahn-Sprecher Gunnar Meyer. „Aber wir stehen mit den Verbänden im Kontakt und hören uns Anregungen an.“ Trotzdem werde die Bahn bei ihrer „klaren Linie“ bleiben, sagte Meyer. Man wolle das Jahr abwarten, um verlässliche Daten zu bekommen.

Albert Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, riet der Bahn, die Kundenkritik ernst zu nehmen. Schließlich gingen sowohl die Nachfrage im Personennahverkehr als auch die Umsätze zurück. IMKE ROSEBROCK