: Das Feuer ist aus
Kein Olympia in Hamburg: Eine Stadt schiebt Frust. Senat und Wirtschaft halten aber an Planungen für Hafen-City und die wachsende Stadt fest. Und bekennen sich als Sportfans
von SVEN-MICHAEL VEIT
Niemand ist sich irgendeiner Schuld bewusst. „Wir haben alles getan, und jetzt gratulieren wir als faire Verlierer Leipzig“, sagte ein sichtlich enttäuschter Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gestern im Rathaus. „Gut trainiert, sportlich verloren“, lautete das Fazit von Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer. Für Hamburg hat es nur zum zweiten Platz gereicht bei der Auswahl des deutschen Olympia-Kandidaten für die Spiele 2012 durch das Nationale Olympische Komitee (ausführlicher Bericht Seite 19, Meinung Seite 13) am Sonnabend in München – eine Silbermedaille, über die niemand sich freuen mochte.
„Das ist dann schon so eine Leere“, gab von Beust gestern an seinem 48. Geburtstag zu, sparte sich die Floskel, dass er sich ein schöneres Geschenk gewünscht hätte, und schaute schon wieder nach vorne. Nicht auf eine eventuelle abermalige Bewerbung für das Jahr 2016, darüber nachzudenken sei es „zu früh“ und ohnehin der falsche Zeitpunkt: „Damit würden wir die Bewerbung Leipzigs um Spiele in Deutschland hintertreiben“, und das komme nicht in Frage: „Wir werden jetzt Leipzig mit Feuer und Flamme unterstützen.“
Und ansonsten „nicht die Ohren hängen lassen“, versicherte der Bürgermeister. Die wesentlichen Ziele der Hamburger Stadtentwicklung und der internationalen Präsentation der Stadt würden weiterverfolgt. Am Konzept der wachsenden Stadt werde nicht gerüttelt, die Realisierung der Hafen-City, „des größten europäischen Stadtentwicklungsprojekts“, werde vorangetrieben, und die Planungen für die Europäische Gartenbauausstellung 2013 in Wilhelmsburg müssten jetzt in Angriff genommen werden. Das Interesse an diesen Projekten sei „bereits jetzt national und international gewaltig“, verkündete von Beust, und dies gelte es nun – Olympia hin oder her – „auszubauen“.
Und dafür wird die Olympia GmbH überführt werden in eine neue Metropolen Marketing GmbH, welche mit „internationaler Marketingstrategie“ und einer „weltweiten Imagekampagne“ die „Marke Hamburg“ präsentieren werde. Ihre vordringliche Aufgabe sei „die Akquisition von Groß-Events in Kultur, Unterhaltung und Sport“. Denn bei der Entwicklung Hamburgs zu einer „europäischen Spitzenstadt im Sport“ würde der Senat „keine Abstriche machen“, wie Sportsenator Rudolf Lange (FDP) versicherte. Er freue sich bereits auf die „Special Olympics“ der Mehrfach-Behinderten im Sommer 2004 in der Hansestadt.
Dreyer forderte ebenfalls, „die Euphorie in der Stadt“ weiter zu nutzen. Die Wirtschaft werde Sport und Sportpolitik in Hamburg „jetzt erst recht“ auch finanziell unterstützen, kündigte er an. Und auch die natürlichen Feinde der Handelskammer, die Umweltschutzverbände Nabu und BUND, schoben gestern Frust. Hamburgs Bewerbung habe bei „Umweltschutz und Nachhaltigkeit Maßstäbe gesetzt“, erklärten sie gemeinsam. Und forderten einen erneuten Anlauf „für Olympia 2016“.
Das Feuer ist aus, die Flamme züngelt weiter.
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