: Rechte Taktik
Der rechte Anwalt Horst Mahler soll den 11. September gebilligt haben. Er will die Geschichte neu schreiben lassen
Einfache AmtsrichterInnen sollen darüber befinden, ob die Weltgeschichte neu geschrieben werden muss. Erst vor zwei Wochen stand der Rechts-Anwalt Jürgen Rieger in Hamburg vor Gericht, der per Gutachter beweisen lassen wollte, dass es den Holocaust nie gegeben habe.
Gestern nun legte sein Gesinnungsgenosse Horst Mahler einen vergleichbaren Auftritt hin: Der NPD-Anwalt beantragte, US-amerikanische Feuerwehrleute und FBI-Beamte zum Beweis seiner These zu laden, dass die Anschläge des 11. September nicht vom al Qaida-Netzwerk, sondern vom US-Geheimdienst per Raketen verübt worden sind. Sein Prozess wegen des Vorwurfs der „Billigung von Straftaten“, der nach mehreren geplatzten Terminen gestern zu Ende gehen sollte, wurde erneut vertagt.
Mahler ist angeklagt, die Terrorakte im September 2001 in einem Interview des ARD-Magazins Panorama gebilligt zu haben. Vor laufender Kamera hatte er gesagt: „(...) Das war eine Aktion, die, so grausam sie ist, rechtens war.“ Laut Mahler aber habe er die Äußerungen vor zwei Jahren in der Annahme getan, dass die Anschläge als „Widerstandsakt der unterdrückten Völker dieser Erde“ gegen die USA verübt worden seien.
Er aber will inzwischen Indizien dafür haben, dass stattdessen die USA selbst Attentäter gewesen seien: Nicht mit Flugzeugen, sondern mit Marschflugkörpern wäre das World Trade Center zum Einsturz gebracht worden. Und „ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, eine Tat amerikanischer Geheimdienste zu billigen“. Die Staatsanwältin erwog kurz, ein psychiatrisches Gutachten zur Geistesverfassung Mahlers zu beantragen, verwarf die Idee dann aber doch.
Außer der historischen Wahrheit wähnt Mahler zudem die Meinungsfreiheit auf seiner Seite: „Als Individuum darf man auch schockierende Meinungen sagen.“ ELKE SPANNER