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Im Schatten der Hochöfen

Von Ökoromantik keine Spur: Seit neuestem kann das Freiwillige Ökologische Jahr auch in den Bremer Stahlwerken verbracht werden – wenn man zwischen 16 und 27 Jahren alt ist

taz ■ „Freiwilliges Ökologisches Jahr“, kurz FÖJ: Junge Menschen in Norwegerpullovern zählen Wildgänse auf ostfriesischen Inseln oder verfassen Pressemitteilungen über Krötenwanderstrecken und das Waldsterben. Im Land Bremen gibt es 23 dieser öffentlich geförderten Stellen. Mögliche Einsatzorte: Naturschutzverbände, die Stadtteilfarm Huchting, der Rhododendronpark oder das Ökobüro im Lagerhaus. Und die Bremer Stahlwerke. Seit letztem Jahr ist es in Bremen erstmals möglich, das Öko-Jahr in Unternehmen zu verbringen: Außer den Stahlwerken sind das die Bremer Straßenbahn AG und der Ent- und Versorgungsdienstleister swb.

Andreas Urbach heißt der Freiwillige, der am ersten September sein Ökologisches Jahr begonnen hat – im Schatten der Hochöfen. Wie die meisten FÖJler will er die Zeit zwischen Schule und Ausbildung überbrücken. Jetzt arbeitet er in der Umweltschutzabteilung der Stahlwerke. Sein Einsatzbereich: die Labore und über das weitläufige Gelände verteilten Messstationen, in denen Kühl- und Prozesswasser auf Schadstoffe und Rückstände untersucht wird, bevor es in die Weser zurückgespült wird. Für ihn genau das Richtige, sagt der 20-jährige Abiturient, denn er möchte später auch in so einem Bereich arbeiten. Vögel zählen sei schön und gut, aber das qualifiziere nicht unbedingt für einen bestimmten Beruf. „Und beim FÖJ geht es ja auch um eine Berufsorientierung“. Und die hat er: Im September beginnt er eine Ausbildung als Chemikant.

Als „Öko“ würde Urbach sich nicht bezeichnen. Sein Interesse für Umweltschutz hat ganz pragmatische Gründe. „Das ist eine der wenigen Möglichkeiten, im Osten noch Arbeit zu finden.“ Urbach weiß aus eigener Anschauung, wie viel dort noch zu tun ist. Er kommt aus Hoyerswerda. „Ganz schön verwüstet“ sei die Gegend. „Da stehen die Kraftwerke dicht an dicht und Schnee im Winter war eine Seltenheit“.

230 Euro Taschen- und Verpflegungsgeld zahlt ihm das Unternehmen – in den gemeinnützigen Einrichtungen übernehmen das die Umwelt- und Jugendministerien. Eine billige Arbeitskraft für den sparwütigen Arcelor-Konzern sei der FÖJler aber nicht, sagt sein Vorgesetzter Willi Vahlsing. „In erster Linie soll der hier was lernen“. Vahlsing selbst hat mit 15 Jahren in dem Unternehmen angefangen hat und ist jetzt seit 41 Jahren dabei. Seine Umweltschutzabteilung gibt es seit Ende der siebziger Jahre und in diesem Jahr ist das Unternehmen für beispielhaftes Umweltmanagement ausgezeichnet worden. Trotzdem wusste die Pressestelle der Stahlwerke zunächst nicht, dass ein FÖJler im Einsatz ist. „Das passiert öfter“, sagt Urbach. Auch der Abteilungsleiter Vahlsing musste sich erst erklären lassen, was ein FÖJ ist. Anfangs habe er befürchtet, dass der FÖJler im Weg rumstehen würde – jetzt bedauert er, dass Urbach aus familiären Gründen schon Ende April aufhört. Aber die nächsten Bewerber haben sich schon gemeldet. Eiken Bruhn

Informationen: www.foej-bremen.de

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