Der Fluch der deutschen Karte

Chinas Delikatessen haben einen guten Ruf, das zeigen die in aller Welt vorkommenden China-Restaurants. Doch nicht überall, wo chinesisch draufsteht, ist auch chinesisch drin. Die taz nord hat vier Adressen in Hamburg getestet

VON XU BEI

Das Geschäft im Shudu-Restaurant am Steintorwall läuft gut. Um jede Tageszeit ist es voller Kunden. Das Shudu hat eine Küche nach „Sichuan Art“, die in China ungefähr so beliebt ist wie italienische Restaurants in Deutschland. Die Sichuan Art zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Gewürze sehr gut und fein verwendet. Bekannt ist das Rindfleisch in scharfer Suppe, doch eigentlich ist die Sichuan-Küche nicht nur scharf, die Fleischscheibchen sollen vielmehr sehr weich und mit Bouillon vollgesogen sein.

Ehrlich gesagt wird nach diesen Standards der Sichuan-Küche im Shudu nur mittelmäßig gekocht. Die Fleischscheibchen sind nicht weich und ohne Bouillon. Die Nebengerichte dagegen sind sehr empfehlenswert, zum Beispiel Gallerte aus Bohnenmehl, kalte Nudeln mit Hähnchenfleisch, Klebreisklöße mit Füllung oder auch Wan-Tan in scharfer Suppe. Diese Spezialitäten kann man gut als Vorspeise bestellen, wenn man auf Frühlingsrollen keine Lust hat.

Im Erdgeschoss des Atlantic-Hotels gibt es das China-Restaurant Tsao Yang. Es ist im westlichen Stil dekoriert, aber der Geschmack der Speisen ist original. Die Spezialität im Tsao Yang sind Speisen nach „Hunan Art“, besonders zu empfehlen sind die scharf-sauren Bohnen, die sehr gut zu Reis passen. Das Tsao Yang wird gelegentlich von Prominenten besucht, manchmal isst dort Udo Lindenberg. Die Preise im Tsao Yang sind überdurchschnittlich, doch es lohnt sich, einmal dorthin zu gehen.

Auf der Reeperbahn gibt es das beliebte China-Restaurant Copper House, in dem ein Buffet angeboten wird. Das Restaurant sieht sehr modern aus, die Auswahl ist groß: Es gibt eine Salatbar, eine Sushi-Bar und eine Koch-Bar. Die Kunden können sich Gemüse und Fleisch auf den Teller legen und in der Koch-Bar zubereiten lassen. Dieses Verfahren ist ist in chinesischen Karaoke-Bars üblich. Im Copper House können die Gäste zwar gut satt werden, sehr chinesisch ist die Küche allerdings nicht.

Wer wirklich einmal die chinesische Esskultur erleben möchte, für den ist das erst kürzlich eröffnete Lübolang-Restaurant im chinesischen Teehaus eine gute Wahl. Dort gibt es typische Shanghaier Kuchen und Gerichte. Der Chefkoch erzählt, dass er und sein Team acht verschiedene Mehlarten ausprobiert haben, um den Kuchenteig für Baozi, die Shanghaier Teigtasche, zubereiten zu können. Die Preise im Lübolang-Restaurant sind hoch. Es ist allerdings möglich, eine der deutsch-chinesischen Kulturveranstaltungen im ersten Stock des Restaurants zu besuchen, die dort unter anderem vom Konfuzius-Institut veranstaltet werden. Nach den Veranstaltungen gibt es ein Buffet aus der Küche des Hauses. So kann für nur acht Euro (Studenten fünf Euro) Eintritt typische Shanghaier Spezialitäten probieren.

Es ist nicht leicht, in Hamburg die typische chinesische Küche kennen zu lernen. Viele China-Restaurants führen eine extra für Deutsche gemachte Speisekarte, auf der die meisten typisch chinesischen Gerichte erst gar nicht vorkommen, dafür aber Speisen wie „Fleisch in süß-saurer Sauce“. Es ist darum zu empfehlen, chinesische Restaurants mit einem chinesischen Bekannten zu besuchen, der auch bestellen kann, was nicht auf der deutschen Speisekarte steht. Ein andere Möglichkeit wäre, etwas Chinesisch zu lernen. Es würde schon helfen, die Namen der chinesischen Spezialitäten zu kennen.

China-Restaurant Shudu, Steintorwall 4 Tsao Yang, Hotel Atlantic, An der Alster 72 Copper House, Davidstraße 37 Lübolang-Restaurant, Chinesisches Teehaus, Eingang Feldbrunnenstraße