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Archiv-Artikel

Kinderheime sollen wirtschaftlicher werden

Der städtische Träger für Kinderheime hat Schulden und zu viele Leute. Der Senat will das jetzt ändern

Die Zukunft des Jugendaufbauwerks (JAW) entscheidet sich in den nächsten beiden Wochen. Der bisher städtische Träger von Kinderheimen soll eventuell privatisiert oder sogar abgewickelt werden. Dagegen protestierten gestern Mitarbeiter zusammen mit Vertretern von GEW und Verdi. Die Gewerkschaften befürchten Massenentlassungen. Gestern tagte der Verwaltungsrat des staatlichen Betreibers für Jugendheime, morgen steht das Thema im Vermögensausschuss auf der Tagesordnung, und am nächsten Mittwoch wird der Hauptausschuss einen Beschluss fassen.

Die über 1.000 Angestellten des Jugendaufbauwerks betreuen rund 1.500 Heimkinder und 400 Auszubildende. Die Heime übernahm das Aufbauwerk 1995 von den Bezirken und erbte gleichzeitig deren Personal. „Ein heftiger Überhang war die Folge“, räumt JAW-Direktor Günter Menkel ein. Dieser sei aber bis auf 50 Mitarbeiter abgebaut. Zukünftig plant der rot-rote Senat jedoch, Kinder verstärkt in Pflegefamilien statt in Heimen unterzubringen. Die Hilfen zur Erziehung für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen, also die klassische Klientel des JAW, wurden allein im letzten Jahr um 52 Millionen Euro gekürzt. Dementsprechend schmolz auch der Etat des Jugendaufbauwerkes, und so häufte es inzwischen 23 Millionen Euro Schulden an.

„So kann es nicht weitergehen“, sagt Iris Spranger, finanzpolitische Sprecherin der SPD. Das JAW sei in der jetzigen Form nicht mehr finanzierbar. Über die zukünftige Form schwieg sie. Auch der zuständige Senator Klaus Böger (SPD), der dem Verwaltungsrat des JAW vorsteht, wollte keine Stellungnahme abgeben. Beim Koalitionspartner PDS befinde man sich nach Auskunft der jugendpolitischen Sprecherin Margit Barth noch in der Meinungsbildungsphase. „Natürlich dürfen die Mitarbeiter nicht zu Freiwild werden“, gab sie zu bedenken. GEW-Sprecher Klaus Schröder prognostiziert, dass der Senat sich für die billigste Lösung entscheide und das JAW für rund 29 Millionen Euro privatisiere. Die Abwicklung würde die Stadt etwa 48 Millionen Euro kosten. ANNA LEHMANN