: Deine Anzeige druck ich nicht
„Tagesspiegel“ und „Berliner Zeitung“ weigern sich, eine Anzeige zum Bankenskandal zu drucken. In dem Inserat prangert eine Bürgerinitiative die hohen Pensionen der verantwortlichen Manager an
VON DANIEL SCHULZ
Noch nicht fusioniert, aber trotzdem schon einig: Berliner Zeitung und Tagespiegel wollen eine Anzeige nicht drucken, die den Bankenskandal thematisiert. Die Initiative „Bürger gegen den Bankenskandal“ prangert in dem Inserat an, dass die Berliner wegen des Desasters bei der Bankgesellschaft mehr Steuern bezahlen müssen.
Außerdem werden die verantwortlichen Manager der Berliner Bank mitsamt ihren hohen Abfindungen aufgelistet. Den Aufsichtsräten, unter ihnen Verlagschefin Friede Springer (Bild, B.Z.) und Exfinanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) werden „korrupte Geschäftspraktiken“ vorgeworfen. „Trotz der kläglichen Leistung der Manager in ihrem Beruf sollen sie derartig hohe Pensionen bekommen“, sagt Rolf Kreibich, Mitbegründer der erst wenige Wochen alten „Bürger gegen den Bankenskandal“. Bezahlung und erbrachte Arbeit stünden in keinem Verhältnis. So bekommt Oberskandalnudel und Exfraktionschef der Berliner CDU, Klaus Landowsky, ein monatliches Ruhegeld von 19.812 Euro.
Aus „grundsätzlichen Erwägungen“ lehnte die Berliner Zeitung die knapp 7.500 Euro teure Anzeige ab. Das schreibt Anzeigenleiter Jürgen Malkowski in einem Brief. Birgit Wieland, Justiziarin der Zeitung, erklärt: „Mit Veröffentlichung von Namen und Pension werden Persönlichkeitsrechte verletzt.“ Zudem habe sie sich an Formulierungen gestört. „Es werden Korruption und unlautere Geschäftpraktiken unterstellt.“ Nicht druckbar – das Blatt fürchtet Schadenersatzforderungen. Politische Motive sollen keine Rolle gespielt haben. Wieland will das Ablehnen der Anzeige allein wegen juristischer Vorbehalte entschieden haben. Laut Spiegel Online war die Namensnennung auch für den Tagesspiegel der Grund, die Anzeige nicht zu drucken.
„Völlig unverständlich“, sagt Rolf Kreibisch. „Schließlich sind die Namen und Zahlen schon in den Medien veröffentlich worden.“ Der ehemalige Präsident der Freien Universität meint, „politische Gründe“ zu erkennen. „Wenn einige Zeitungen bestätigte Fakten nicht abdrucken, dann macht mir das Angst.“
Die von Schauspielern wie Angelica Domröse und namhaften Wissenschaftlern wie Elmar Altvater unterstützten „Bürger gegen den Bankenskandal“ überlegen, wie es weitergehen soll. Tagesspiegel und Berliner Zeitung seien gewählt worden, weil Kreibisch eher das bürgerliche Lager ansprechen wolle, sagt Peter Grottian von der Initiative Berliner Bankenskandal. Beide Gruppen hätten die gleichen Ziele und würden eng zusammenarbeiten. Rolf Kreibisch schließt nicht aus, die Anzeige demnächst in der taz zu schalten.