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Archiv-Artikel

Hoffentlich Allianz-versichert

Den Münchner Stadionbauern FC Bayern und TSV 1860 droht Ungemach. Die Wettbewerbshüter der EU haben zu prüfen, ob die Finanzierung der Infrastruktur durch die öffentliche Hand zulässig ist

aus München OLIVER HINZ

Das Fußballstadion, das sich der FC Bayern und der TSV 1860 seit einem halben Jahr im Münchner Norden bauen, ähnelt einem Schlauchboot. Und es gerät jetzt in einen Sturm mit ungewissen Folgen. Der „Allianz Arena“ wird sich nun EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti annehmen.

Die Stadiongegner haben bei seiner Behörde Beschwerde eingelegt gegen die ihrer Meinung nach unzulässige Subventionierung von rein gewinnorientierten Unternehmen. Denn nichts anderes sind ja die beiden Vereine, die als alleinige Betreiber der Arena die „München Stadion GmbH“ gegründet haben. Die Münchner Protestler fordern von Brüssel, dem Freistaat Bayern und der Stadt München die Finanzierung der Infrastruktur für die Arena zu untersagen. Geplant sind zwei Autobahnanschlüsse, der Ausbau der U-Bahn-Linie 6 mit neuem Bahnsteig und mehrere Straßen. Auch an eine S-Bahn-Anbindung wird gedacht. Bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 soll alles fertig sein für das Eröffnungsspiel.

Die Kosten für die öffentliche Hand belaufen sich laut Beschwerdebrief auf 415,8 Millionen Euro. Dazu kämen noch 660 Millionen Euro, unter anderem Steuerausfälle. Die Stadtkämmerei München spricht dagegen von nur 200 Millionen Euro.

Die Stadiongegner berufen sich auf den Präzedenzfall Hannover. EU-Kommissar Monti gab im Mai vorigen Jahres nur grünes Licht für den Umbau des Niedersachsen-Stadions, weil es erstens nicht ausschließlich für Fußball zur Verfügung stehe und zweitens die Betreiber nach transparenten Grundsätzen ausgewählt wurden. Beides ist in München nicht der Fall. Die Stadt verpachtete den Baugrund für die „Allianz Arena“ mit der Auflage, dass sie nur für Fußballspiele genutzt wird.

Stadtkämmerer Klaus Jungfer von der SPD sieht die Probleme mit dem EU-Wettbewerbsrecht schon lange. Im Oktober 2001 hatte er in seiner Haushaltrede geraten, dies von Brüssel zuerst prüfen zu lassen. Ihm ging es vor allem um den niedrigen Erbbauzins von jährlich 1 Million Euro für das städtische Grundstück in einem Gewerbegebiet. Doch anders als der damalige niedersächsische Ministerspräsident Sigmar Gabriel schreckte Oberbürgermeister Christian Ude vor der Prüfung zurück.

Trotzdem gab sich Ude gestern gelassen: „Dass die Stadt München dort, wo ein riesiges Verkehrsaufkommen zu erwarten ist, die notwendige Verkehrsanbindung schafft, versteht sich von selbst und hat mit unzulässiger Subvention nicht das Geringste zu tun.“ In Wahrheit habe es München als einzige Stadt in Deutschland geschafft, ein WM-taugliches Stadion zu bekommen, das samt der Parkhäuser ausschließlich privat finanziert werde. Um den Stadionbau geht es in der Beschwerde aber auch gar nicht. Das ist eine andere Baustelle. Verlangt wird nur, dass die Vereine neben den 300 Millionen Euro für das Stadion auch die Infrastruktur bezahlen.