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Archiv-Artikel

Alte Freunde

Club Adorator glänzt noch einmal im Neuen Cinema, bevor er als „Szpital Polski“ nach Berlin umzieht

Am Karfreitag lädt Mariola Brillowska zu ihrer vorerst letzten Club Adorator-Show in Hamburg ein. Das Format wird in eine Krankenstation umgebaut und zieht im Mai als Szpital Polski nach Berlin, wo die Russendiskos und die polnischen Versager schon auf Brillowska warten.

Für die Abschiedsshow im Neuen Cinema kommen noch mal die alten Adorator-Helden auf die Bühne: Reznicek als Dieter Bohlen, Klaus Bayer als alle vier Beatles zusammen, Mariola Brillowska als drei Doubleschwestern und Fat King Konrad als er selbst. Darüber hinaus erwartet einen so mancher Überraschungsgast.

Der Club Adorator ist eine diskontinuierliche Serie, die nach ihren eigenen Regeln funktioniert. Auf der Bühne warten Fettnäpfchen, Zufallsfallen und Langeweile-Hologramme. Der Club Adorator bedeutet aber auch Alkohol und Abenteuer.

An manchen Abenden funktioniert gar nichts, die Gäste verpassen ihre Einsätze, die Technik versagt. An anderen Abenden – und Momente davon gibt es in fast jeder einzelnen Show – greift alles ineinander, die charmanten Pannen wirken wie lange einstudierte Choreographien, und die Gäste passen so gut zusammen, daß der Eindruck entsteht, man habe es da mit einer perfekt geplanten Samstagabend-Show zu tun. Außerdem hält der Club Adorator Liebe und Sex parat, Musik und gespielte Witze, Zauberei und Unfälle. Der Club Adorator entdeckte Talente, die Puppetmastaz hatten dort ihren ersten Hamburg-Auftritt, Jaques Palminger sagte dort eigene Gedichte auswendig auf, und auch die Kiez-Halbwelt schmiss sich in die Ludersofas.

Für den letzen Abend in Hamburg ist ein Stargast geladen, der so ziemlich alles hat, was den Club Adorator auszeichnet: der Berliner Klaus Beyer ist von Beruf Kerzenzieher. Am Feierabend widmet er sich ganz seiner Leidenschaft, den Beatles. Da seine Eltern kein Englisch verstehen, übersetzt er für sie eine Platte nach der anderen ins Deutsche.

Klaus Beyer ist so tief in das Universum der Fab-Four eingetaucht, dass er auch vor Sgt. Pepper-Kostümen nicht Haltmacht und die animierten Filme der Liverpooler Band selbst mit ausgeschnittenen Puppen aufwändig nachfilmt. Lennons Black Bird heißt bei Beyer Amsel: „Amsel sing, die Nacht ist totenstill, heb die Augen hoch,und lern? zu sehn?“ Klaus Beyer ist vielleicht der einzige Beatles-Fan, der den kindlichen und surrealen Humor der Band richtig verstanden hat. Seine Interpretationen kommen von ganzem Herzen und damit gibt er auch das Motto des letzten Club Adorator vor: Liebe.

NIKOLA DURIC

Freitag, 21 Uhr, Neues Cinema