: Unfrohe Ostern
Das tragische zweiteilige Hörspiel „Die Schwarzen Brüder“ serviert Radio Bremen zum Osterfrühstück
Als wäre die Festtagskost noch nicht schwer genug: Am Sonntag- und am Montagmorgen setzt Radio Bremen seinen jüngeren Hörern ein besonders gehaltvolles Frühstück vor. Jeweils um 8.05 Uhr wird das zweiteilige Hörspiel „Die Schwarzen Brüder“ gesendet. Es entstand nach der gleichnamigen Romanvorlage von Lisa Tetzner und Kurt Held.
Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts. Der 13jährige Tessiner Bauernjunge Giorgio wird von seinen verarmten Eltern für ein halbes Jahr als Schornsteinfeger-Gehilfe nach Mailand verkauft. Zusammen mit 19 anderen Knaben macht er sich auf die gefährliche Reise, auf der 16 Knaben tödlich verunglücken. Giorgio landet schließlich beim Schornsteinfeger Rossi.
Die Arbeit in den engen Kaminen ist unmenschlich hart, die Ernährung schlecht und die Schikanen von Rossis Sohn Anselmo werden immer brutaler. Als Anselmo seine Straßenkinderbande auf Giorgio hetzt, schließt sich dieser der Bande der anderen Tessiner Jungen, den „Schwarzen Brüdern“, an. Es kommt zu harten Kämpfen zwischen den Kindern. Eines Tages stirbt Giorgios bester Freund an den Folgen der Sklavenarbeit. Mit zwei seiner Freunde versucht Giorgio nun, ins Tessin zurück zu fliehen.
Mit der 1941 erschienenen Romanvorlage verarbeitete die Märchenerzählerin Lisa Tetzner zusammen mit ihrem Ehemann Kurt Held (“Die rote Zora“) ein Stück Zeitgeschichte für Kinder. 1933 war sie ins Schweizer Exil geflohen und lebte dort bis zu ihrem Tod 1963 im Tessin. Dort kam sie mit dem historisch verbürgten Fall des Kinderhandels mit Mailand in Berührung.
Im vergangenen Jahr wurde der Romanstoff von dem Autoren-Duo Heidi Knetsch und Stefan Richwien behutsam für’s Radio umgesetzt. Bis auf einzelne Soundeffekte, die etwas billig klingen, ist die Inszenierung von Christiane Ohaus sehr gut gelungen.
Ein kirchliches Fest wie Ostern sei besonders dafür geeignet, sich etwas „besinnlicheren Stoffen“ zuzuwenden, meint die Dramaturgin Gesine Kellermann. Außerdem erfordere das Hörspiel intensives Zuhören. Das sei an einem langen Feiertags-Wochenende am ehesten gewährleistet.
Das Hörspiel richtet sich an Kinder ab „dem mittleren Grundschulalter“, so Kellermann. Bleibt zu hoffen, dass den jungen Hörern am frühen Morgen nicht das Osterfrühstück im Halse stecken bleibt: Mit einer Bilanz von insgesamt 19 Toten schlägt das Hörspiel jeden Fernsehkrimi. till stoppenhagen
Ostersonntag und Ostermontag, jeweils um 8.05 Uhr im Nordwestradio auf 88,3 MHz