: off-kino Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet
Zeichnen für den Frieden. Curt Linda, der Altmeister des deutschen Zeichentrickfilms, schuf seinen großen Klassiker im Jahr 1969: „Die Konferenz der Tiere“ entstand nach einer Geschichte von Erich Kästner und handelt von Tieren sämtlicher Arten und der verschiedenen Kontinente, die von den erwachsenen Menschen zum Wohle aller Kinder den Weltfrieden einfordern. Zweifellos eine gute Idee, doch die Politiker spuren nicht recht. Deshalb ergreifen die Tiere die Initiative: Nachdem die Motten den gleichgeschalteten Uniformträgern erst einmal die Berufskleidung zerfressen haben, kommen wieder die einzelnen Individuen zum Vorschein. George Bush oder Saddam Hussein ließen sich davon allerdings vermutlich ebenso wenig beeindrucken wie von blumengeschmückten Krokodilen und der Spät-60er „All-You-Need-Is-Love-Mentalität“, doch kindgerecht ist das Werk allemal. Zudem ist „Die Konferenz der Tiere“ noch in genuiner Handzeichnung entstanden und besticht mit kräftigen Farben und hoher Musikalität.
„Die Konferenz der Tiere“ 17.4.–20.4. im Regenbogenkino
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Der Koautor hält das Drehbuch für prätentiösen Murks, die französische Schauspielerin – „Was ist meine Rolle?“ – wüsste gern mehr über den geplanten Film, und die Mitarbeiter quengeln derweil wegen der Dekorationen. Weitere Rollen müssen besetzt werden, ein Film-Agent versucht, seine deutschen Schwestern unterzubringen. Entscheidungen müssten getroffen, klare Anweisungen gegeben werden – nur leider hat Regisseur Guido Anselmi (Marcello Mastroianni) in Federico Fellinis „8 1/2“ (1963) keine Ahnung, was er überhaupt drehen will: In seinem Kopf herrscht lediglich ein Durcheinander von verschwommenen Ideen. Dass Guido zudem von seinen Frauen (Ehefrau und Geliebte) genervt und bedrängt wird, fördert seine kreative Arbeit auch nicht.
Guidos Situation verdeutlicht der Albtraum am Beginn des Films: Während er mit seinem Auto im Stau steht, kommt Guido weder voran noch zurück, und aus dem Wagen selbst kann er sich schließlich nur mit größter Kraftanstrengung befreien. Am liebsten flüchtet sich Guido deshalb in Kindheitserinnerungen und absurde Wunschträume wie jenen vom Harem, in den der peitschenschwingende Guido alle Frauen steckt, die er je begehrt hat, und wo sie sich bestens miteinander verstehen. Vieles ist bei „8 1/2“ zweifellos autobiografischen Ursprungs: Guidos Probleme reflektieren zu einem nicht unerheblichen Teil Fellinis eigene Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten; der Titel bezieht sich auf die damalige Anzahl der Filme des Maestros, der hier wieder einmal seine klassischen Obsessionen verarbeitet: Katholizismus mit Zirkusatmosphäre, sexuelle Fantasien und Schuldgefühle.
Guidos letzte Hoffnung ist schließlich eine Kur im Thermalbad, wo ihn eine Audienz bei einem Kardinal inspirieren soll („Bereue, und du wirst es nicht bereuen“) – doch auch sie hilft ihm letztlich nicht, seinen Film mit einer riesigen Raumschiffdekoration zu beenden. Fellini hat „8 1/2“ immerhin fertig bekommen.
„8 1/2“ 17.4.–23.4. im Checkpoint
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Zwei Filme, entstanden in der Endphase des „Dritten Reichs“, die sich komplett antithetisch zueinander verhalten: Veit Harlans „Kolberg“ entstand ab 1943 im Auftrag von Joseph Goebbels als Durchhalteepos, das am Beispiel unbeugsamer Bürger in der von napoleonischen Truppen belagerten Festungsstadt die Idee des so genannten Volkssturmes beflügeln sollte. Helmut Käutners „Unter den Brücken“ stellte hingegen mit friedlicher Idylle statt Krieg und dem Rückzug seiner Protagonisten in die Freiheit des Privaten anstelle der Einordnung in die „Volksgemeinschaft“ einen vollständigen Gegenentwurf zur damaligen Realität dar.
Bei „Kolberg“ wurde eher geklotzt als gekleckert: Mit einem Budget von rund achteinhalb Millionen Reichsmark, fast 190.000 Wehrmachtssoldaten (mitten im Krieg!) als Komparsen und an die zehntausend benötigten Kostümen ist das pathetische Schlachtengemälde bis heute das teuerste Werk der deutschen Filmgeschichte. Helmut Käutner ging es eher um die Poesie der kleinen Dinge: Zwei Binnenschiffer fahren mit ihrem Kahn die Havel hinauf und entdecken ein Mädchen, das einen Zehnmarkschein von einer Brücke wirft. Ihr kleines Geheimnis ist der Ausgangspunkt einer Liebes- und Freundschaftsgeschichte, die in ihrer melancholischen Stimmung an den poetischen Realismus des französischen Vorkriegskinos erinnert und im deutschen Film nahezu einzigartig ist.
„Kolberg“ 22. 4.; „Unter den Brücken“ 21. 4. im Arsenal 2
LARS PENNING