: Überbringer mieser Nachricht soll weg
Gesundheitsministerium fordert Rücktritt von Techniker-Krankenkassen-Chef Klusen
BERLIN/HAMBURG ap ■ Weil er vor höheren Beiträgen in der gesetzlichen Krankenkasse gewarnt hatte, legte das Gesundheitsministerium dem Chef der Techniker Krankenkasse, Norbert Klusen, den Rücktritt nahe. „Wenn er Vorwürfe gegen die Politik erhebt, sollte er auch einmal vor seiner eigenen Tür kehren“, sagte eine Sprecherin von Sozialministerin Ulla Schmidt gestern in Berlin, und weiter: „Wir gehen von stabilen Beiträgen aus, auch wenn es gewisse Risiken gibt.“
Klusen hatte der Financial Times Deutschland gesagt, auf die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen könnte ein Sprung des durchschnittlichen Beitragssatzes von derzeit 14,3 um bis zu einen Prozentpunkt zukommen. Der Grund: Im System fehlten insgesamt etwa neun Milliarden Euro. Diese Summe setze sich aus drei Posten zusammen, so Klusen: Alle Kassen zusammen hätten Schulden von etwa drei Milliarden Euro, zudem fehlten ihnen weitere drei Milliarden in der vorgeschriebenen „eisernen Reserve“ von 25 Prozent einer Monatsausgabe. 2003 werde für die laufenden Geschäfte zudem ein Defizit von weiteren drei Milliarden Euro angenommen.
Schmidts Sprecherin sagte, das Gesundheitsministerium habe keinen Überblick über die Finanzlage der einzelnen Kassen. Daher habe man auch keine Anhaltspunkte für den Anstieg der Krankenkassenbeiträge. Auch die Ministerin hatte jedoch zuletzt einen Beitragsanstieg wegen der schlechten Konjunktur nicht ausgeschlossen.