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Archiv-Artikel

„Der Harald war ganz lieb“

Talkten Harald Schmidt an die Wand: Die Fünftklässlerinnen Larissa, Nora und Deniz aus Bremen Nord. Am Mittwochabend zeigten sie, was sie drauf haben

taz ■ Sie fragten nicht: „Ist das mein Wasser?“, brachten keine doofen Geschenke mit und gingen grußlos an Helmut Zerlett und seiner Band vorbei – genau wie es ein ehemaliger Mitarbeiter Harald Schmidts allen empfohlen hatte, die sich in der Show nicht blamieren wollen. Gute Ratschläge hatten die Fünftklässlerinnen Larissa, Nora und Deniz aus Bremen Nord aber gar nicht nötig: Sie plauderten am Mittwoch so charmant und ohne Scheu mit dem Star-Moderator, als wären sie regelmäßig zu Gast in dessen Late-Night-Show. Und Schmidt war offensichtlich so beeindruckt von den schlagfertigen Schülerinnen, dass er ihre Namen gleich zehnmal hintereinander aufsagte – in der richtigen Reihenfolge.

Die drei vom Schulzentrum Lerchenstraße waren eingeladen worden, weil sie den zweiten Platz beim Wettbewerb „Schüler experimentieren“ belegt hatten – eine Art „Jugend forscht“ für Jüngere. Die Erfindung der Mädchen: Sie hatten ganz gewöhnliche Watte so zu einer Kordel gezwirbelt, dass sie damit vor laufender Kamera einen Opel Corsa ziehen konnten. „Harald Schmidt hat einmal Opel Astra gesagt, da mussten wir ihn verbessern“, erzählt die zehnjährige Deniz am Tag nach der Show. Und: „Wir waren ganz schön aufgeregt, aber die Nina (Schmidt-Mitarbeiterin. Anm. der Redaktion) hatte uns vorher gesagt, wenn die Probe schief geht, dann klappt es bei der Aufzeichnung.“ Und genau so geschah es: Bei den Proben ging gar nichts, weil „der Sven“ vergessen hatte, die Handbremse zu lösen.

Im Mittelpunkt stand aber weniger die Auto-Aktion, sondern das Trio selbst. Schmidt flachste über den Syker Rrrrudi Carell, den Deniz schon mal beim Tanken in Bremen gesehen hatte („War er nüchtern?“) und fragte sie nach Lieblings-Stars (Jennifer Lopez, Sasha) und Hobbies (Bauchtanz, Lesen, Reiten) aus, ohne sie dabei hoch zu nehmen. Nur bei Nora hakte er dann doch einmal nach: „Bridge? Ist das nicht eher etwas für ältere Damen?“ Nora: „Ja, die nerven manchmal auch.“

Schmidt sei wirklich „ganz lieb“ gewesen, sagt Deniz. „Wir durften ihn duzen und hinterher hat er noch mal gesagt, dass wir das toll gemacht haben.“ Und wenn jetzt andere Talkmaster anfragen? „Klar, warum nicht? Vielleicht bewerben wir uns mit der Erfindung bei Wetten Dass.“ Die Harald-Schmidt-Show sehe sie nur ab und an, sagt Deniz noch. Und: „Manchmal schlafe ich dabei ein.“ Wer am Mittwoch vor der Glotze eingenickt ist, hat bestimmt nicht Schmidt geguckt. Eiken Bruhn