DIE USA FINANZIEREN IHRE KRIEGE DURCH DIE DOMINANZ IHRER WÄHRUNG : Dollars für Donald
Der Irak hat bald eine neue offizielle Währung: Der Dollar löst den Dinar ab. Damit scheint man zunächst nur die Fakten anzuerkennen. Schließlich hat der Dinar kaum noch Wert; vieles lässt sich im Irak sowieso nur gegen Dollar erwerben. Doch ist der Währungswechsel mehr als eine schlichte Transformation des Monetären – er ist ein geradezu geniales Symbol. Nichts hätte besser ausdrücken können, wie nahe sich Krieg und Währung sind. Denn der Dollar im Irak ist nicht nur die Folge eines Sieges, er verdeutlicht auch eine zentrale Bedingung, die den US-Einmarsch möglich machte: die globale Geltung des Dollars. Nur weil er bisher die Weltwährung Nummer 1 war, können die Vereinigten Staaten ihre gigantischen Streitkräfte finanzieren. Die militärische Dominanz der USA und der Dollarimperialismus gehören zusammen.
Um dies zu erklären, lassen sich ein paar Zahlen nicht vermeiden. Der Militärhaushalt der USA belief sich im vergangenen Jahr auf 355,4 Milliarden Dollar. Das ist immens, vor allem im Vergleich. So investierten Großbritannien und Frankreich je knapp 40 Milliarden Euro in ihre Streitkräfte, die Bundeswehr erhielt nicht einmal 30 Milliarden. Und selbst diese relativ bescheidene Summe ist in Deutschland schwer zusammenzukratzen. Wie also schaffen es die US-Amerikaner, ihr Militär derart üppig zu bedenken? An der Wirtschaftskraft allein kann es nicht liegen, denn da gibt es kaum Unterschiede zwischen den USA und Europa, wie die OECD ausweist. Das Bruttoinlandsprodukt der USA belief sich im vergangen Jahr auf 10,36 Billionen Dollar; die europäischen Länder erreichten gemeinsam 9,58 Billionen Dollar. Auch eine andere theoretische Erklärung scheidet aus – dass die US-Bürger hohe Steuern zahlen, die dann ans Pentagon fließen. Denn faktisch zeigt sich das Gegenteil: Die Amerikaner haben mit 21,7 Prozent eine der niedrigsten Steuerquoten der Welt.
So gleich sich Europa und Amerika sind, es gibt einen Unterschied: Die USA können recht ungehemmt ihre Geldmenge vermehren und damit auch eine teure Armee finanzieren. Das führt jedoch nicht zu einer Inflation in den USA, weil der Dollar Hauptexportgut ist. Er findet weltweit reißenden Absatz. Ungefähr die Hälfte des Welthandels wird in Dollar abgewickelt, etwa die Hälfte der Weltwährungsreserven sind in Dollar gebucht, und in vielen Ländern ist der Dollar das Hauptzahlungsmittel. Seitdem es den Euro gibt, ist diese Dollarallmacht allerdings ein wenig gebrochen.
Der Dollar im Irak führt vor, in welch paradoxen Welt gerade die arabischen Staaten leben. Sie wickeln ihren Ölhandel in Dollar ab – und stärken damit indirekt die Armee, die sich im Zweifel gegen sie wendet. ULRIKE HERRMANN