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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Manchmal schneit es schon. Bald haben wir den ersten Advent, und in unsicheren Zeiten wie diesen ist die Heilserwartung besonders groß. „Dein Wort in Gottes Ohr“ haben also die Sophiensäle ein jahresendzeitliches Festival überschrieben, das am Vorabend des ersten Advents beginnt und bis zum 1. Weihnachtstag läuft und sowohl missionarisch als auch religionskritisch aktiv werden will. Aufgeteilt ist die Veranstaltungsreihe in fünf thematische Komplexe, deren Spuren und Variationen sie in Kult ebenso wie in Alltäglichem nachgehen will: Apokalypse, Ekstase, Ketzerei, Ritual und Glauben. Am Samstag beginnt es mit „Die Eiserne Kirche“ von der Formation Club Real, die jedem Besucher ein Sakrament verspricht. Die schrille, dabei aber hochpräzise Frauenformation „Shiny Shilling Shockers“ hat eine Adventslesung vorbereitet.

Weihnachtszeit ist ohnehin verstärkt auch Theaterzeit, besonders für die Kinder. Und so steht im Theater an der Parkaue „Rotkäppchen“ auf dem Programm. Man sollte sich aber nicht auf die übliche Märchenstunde einstellen, denn der Autor ist kein geringer als der französische Regiestar Joël Pommerat, der bei Theater der Welt in Halle für sein Familiendrama „Cet Enfant“ gefeiert wurde und nun mit seiner Bearbeitung einer der berühmtesten europäischen Märchenstoffe sein erstes Kinderstück geschrieben hat. Sascha Bunge inszeniert die deutschsprachige Erstaufführung.

Am Maxim Gorki Theater holt Roger Vontobel Goethes Trauerspiel „Clavigo“vom ehrgeizigen Journalisten, der seine Liebe an den Erfolg verrät in unsere kalte, vom Neoliberalismus entstellte Gegenwart.

Und im Deutschen Theater versucht Roland Schimmelpfennig, als Regisseur seiner Bearbeitung von Lewis Carolls Klassiker „Alice im Wunderland“ ab Samstag die Welt gleichzeitig zu ent- und verzaubern.

„Dein Wort in Gottes Ohr“: Sophiensäle, 29. 11.–25. 12.

„Rotkäppchen“: Theater an der Parkaue, ab So.

„Clavigo“: Maxim Gorki Theater, ab So.

„Alice im Wunderland“: Deutsches Theater, ab Sa.