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Archiv-Artikel

Ein offenes Geheimnis

Erstmals wird ein Teil der Gehälter von Chefs bremischer Gesellschaften veröffentlicht. Viele von ihnen verdienen mehr als der Bürgermeister, allen voran die Vorstände des Logistik-Unternehmens BLG

VON JAN ZIER

Es war, all die Jahre, ein Mysterium, um das sich allerlei Spekulationen rankten. Was die Manager im Konzern Bremen verdienten, blieb stets ein von SPD wie CDU gut gehütetes Geheimnis. Jetzt wird es jetzt zumindest teilweise gelüftet: Der gestern veröffentlichte „Beteiligungsbericht“ listet erstmals auf, welche Jahresgehälter die GeschäftsführerInnen der bremischen Gesellschaften erhalten. Allerdings nur, solange es um Mehrheitsbeteiligungen geht. Und auch nur dort, wo sich Chefs nicht auf alte Verträge berufen und also eine Offenlegung noch verhindern können.

Eindeutige Spitzenverdiener sind die Vorstände der BLG Logistics Group, ehemals Bremer Lagerhaus Gesellschaft und zur Hälfte in staatlichem Besitz. Vorstandsvorsitzender Detthold Aden erhielt vergangenes Jahr 909.000 Euro, sein Stellvertreter Manfred Kuhr 664.000 Euro, ebenso wie der Chef der Untergesellschaft Eurogate, Emanuel Schiffer. Die Logistik-Gruppe hat etwa 7.000 Beschäftigte, die einen Umsatz von 900 Millionen Euro erwirtschaften. Zum Vergleich: Ein Vorstand der 30 im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretenen Firmen bekam im gleichen Zeitraum durchschnittlich 2,9 Millionen Euro, mindestens aber 1,5 Millionen Euro.

In der Regel liegen die Jahresgehälter der fast ausnahmslos männlichen GeschäftsführerInnen staatsnaher Unternehmen zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Nicht wenige bekommen dabei mehr als SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen, dessen Jahresbruttogehalt in der Besoldungsgruppe B 11 bei 126.000 Euro liegt, analog zu StaatssekretärInnen von Bundesministerien. Peter Stremmel, der ehemalige Chef des Klinikums Bremen-Nord hingegen bekam beispielsweise 154.000 Euro, bei Klaus Sondergeld von der Bremen Marketing GmbH waren es 159.000 Euro, und Michael Göbel von der Hanseatischen Veranstaltungs GmbH verdiente sogar 185.000 Euro.

Vergeblich sucht man dagegen nach dem Einkommen des ehemaligen Flughafen-Chefs Manfred Ernst oder des Theater-Intendanten Hans-Joachim Frey: Sie konnten die Veröffentlichung noch ablehnen. Wer seinen Vertrag künftig verlängert oder aber einen neuen bekommt, wird aber auf jeden Fall seinen Verdienst offenlegen müssen, kündigte die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert gestern an.

Ihr Vorgänger Ulrich Nußbaum musste zu Beginn seiner Amtszeit noch einräumen, keinen rechten Überblick darüber zu haben, was die Geschäftsführer im Dienste Bremens verdienen. Bekannt war nur, dass einige der Herren in Untergesellschaften deutlich mehr verdienen als der Chef. In diese Kategorie fallen auch Georg Drechsler, Chef der Bremen Straßenbahn (191.000 Euro), Ulrich Keller, der frühere Geschäftsführer der Investitions-Gesellschaft (198.000 Euro), aber auch Bremenports-Chef Jürgen Holtermann (207.000 Euro) sowie Gewoba-Vorstand Manfred Sydow, der 239.000 Euro verdiente.

Im kommenden Jahr sollen auch die ChefInnen der Eigenbetriebe sowie die DirektorInnen der Museen ihr Gehalt offenlegen müssen. Insgesamt haben die bremischen Gesellschaften zuletzt Haushaltszuschüsse von 180 Millionen Euro bekommen, zwölf Millionen weniger als noch 2005.