Persien sucht Superstar

In der Landeshauptstadt findet das Halbfinale um die beste Stimme Persiens statt. Im Iran ist das nicht möglich

„Auch das noch!“, möchte jeder vorschnell ausrufen. Doch bei genauer Betrachtung geht es nicht um Eitelkeiten und Selbstdarstellungen, sondern um eine Veranstaltung mit dem Titel „Auf der Suche nach der besten Stimme Persiens“ . Und das hat neben der musikalischen auch eine politische Dimension.

Nach den Vorausscheidungen in Frankfurt, Paris, Amsterdam, London, Düsseldorf, Köln und Zürich findet in der Landeshauptstadt – und eben nicht im Iran – das Halbfinale des zum ersten Mal durchgeführten europaweiten Wettbewerbs statt. Mehr als dreißig persische Sänger und Sängerinnen aus ganz Europa treffen sich am Sonntag in der „Nachtresidenz“ Düsseldorf. Sie konkurrieren um die beste Pop-Stimme Persiens. Das Finale wird in London oder in Düsseldorf stattfinden. Im Iran selbst wäre so eine Musik-Veranstaltung undenkbar: Allein Popmusik regulär zu kaufen oder zu verkaufen, ist seit der islamischen Revolution von 1978 verboten. Jede CD, die auf den Markt kommt, muss amtlich genehmigt werden. Bei den wenigen Pop-Konzerten müssen Männer und Frauen getrennt sitzen. Die meisten persischen Sänger, wie zum Beispiel der Superstar Mansour, leben in Los Angeles oder in Europa. Sie dürfen, wie auch andere europäische oder amerikanische Stars, in Teheran nicht auftreten. Dabei fährt die jugendliche Bevölkerung auf die Pop-Musiker durchaus ab. Der in Duisburg lebende Veranstalter und Moderator Khashayar Ghiassi erklärt: „Die verbotene Musik kann man in Persien für etwa 1 bis 2 Euro unterm Ladentisch kaufen. Bei den Veranstaltungen in Europa werden gerade die im Iran nicht genehmigten Lieder besonders gerne vorgetragen.“

So interpretierte Babak Asgari mit Sonnenbrille und langen Haaren im Viertelfinale erfolgreich den Song „to azize delami“ (etwa: Du bist die Frau meines Herzens) von Mansour, der seit Monaten in der Internet-Hitparade „www.persepolis.com“ die Nummer eins einnimmt. Dazu Shahin Moghadam, Geschäftsführer der Modefirma „unique“ aus Neuss: „Mansour hat sicherlich neuen Wind in die persische Pop-Szene gebracht. Er ist aktueller, moderner und westlicher“.

Wie die bisherigen Veranstaltungen so wird auch die persische Nacht vom persischen Sender pars-tv weltweit übertragen. Die Veranstalter rechnen mit 7 bis 8 Millionen Zuschauer.

JÖRG SCHWARZ

Sonntag, 22:00 Uhr Nachtresidenz, Düsseldorf