Heidi for president

Mit der Hüterin der glücklichen Ziegen kommt luftiges Alpenleben in die Schaubude

„Heidi – das Original“ heute und Sonntag, 20 Uhr, in der Schaubude, Greifswalder Straße 81–84

„Banause!“, möchte man sich selbst schimpfen, „Verräter!“. Wie konnte man sie bloß vergessen? Wie hat man es überhaupt ohne sie ausgehalten? Man sollte sich was schämen. Vor allem, wenn einem bei Heidi automatisch Klum einfällt. Und wenn die Textkenntnis der Filmmelodie gerade mal bis „Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge“ reicht und einem dann höchstens noch die vorpubertäre Variante „Deine Welt ist das Abflussrohr“ einfällt. Gemein. Das hat das Heidi (auch vergessen, das Heidi neutrum ist?) nicht verdient. Und der Alm-Öhi, der Geißenpeter und die Ziegen Schwänli und Bärli schon gar nicht. Einzig um das blöde Fräulein Rottenmeier muss es einem nicht so leid tun. Aber jetzt mal Schwamm über die ganze Treulosigkeit, denn das Alpenmädel ist wieder da. In der Schaubude kann man heute und morgen in „Heidi – das Original“ mit den Puppenspielern der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Buße tun, alte Dörfli-Erinnerungen rauskramen und neue Erkenntnisse über das Alpenglühn gewinnen. Auf der Suche nach dem Mythos Heidi geht’s jodelnd und singend hoch in luftige Bergeshöhen und runter ins Großstadtgetümmel. Und das als Drahtseilakt zwischen Kitsch und wahrer Alpenliebe. Da wird es einem wie Schuppen von den Augen fallen, was einem all die Jahre unwissentlich gefehlt hat: das Heidi war’s. TIG