: was fehlt? Der taz dasUnterscheidungsvermögen
betr.: „was fehlt“, taz vom 24. 4. 03
Liebe Leute, dieser Vergleich tut weh! Natürlich muss es den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, schmerzen, wenn nur noch 11 Prozent der Deutschen „voll und ganz hinter der katholischen Kirche“ stehen. Was aber hat das mit jenen 39 Prozent zu tun, die sich nach einer Umfrage noch als „religiös“ bezeichnen? Will man nicht unter Fundamentalismusverdacht fallen, so muss man doch fein säuberlich unterscheiden zwischen Religiösität einerseits und Kirchenzugehörigkeit andererseits. Und zwar erstens deshalb, weil es mehr als eine Religionsgemeinschaft gibt – darunter sogar nichtchristliche Organisationen auch in Deutschland. Und zweitens, weil der Glaube eine zutiefst persönliche Sache ist, die sich sehr wohl ohne jede institutionelle Bindung leben lässt. Ich plädiere sogar vehement für eine strikte Trennung von Glaube und Institution, denn die Folge einer zu starken Bindung zwischen diesen Elementen war seit jeher Gewalt, Ausgrenzung und Machtmissbrauch. Der christliche, jüdische oder islamische Fundamentalismus, den wir heute erleben, spricht dazu Bände. Viele Grüße,
FRIEDHELM WESSEL, Aachen