: Grausame Tierschützer
betr.: „Grausame Tierschützer“, taz vom 16. 4. 03
Die Tierrechtler von Peta sind geschmacklose, profilierungssüchtige, dumme Fanatiker, weil sie in Kriegszeiten Tiermissbrauchsbilder im Fernsehen zeigen wollen. Das, liebe taz, ist die gängige Wohlstandsbürgermeinung, die man in allen gängigen Zeitungen um die Ohren geschlagen bekommt. Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass man keinen sauberen Schnitt zwischen dem einen Unrecht (das in den Mastfabriken und Schlachthöfen) und dem anderen Unrecht (die Kriege gegen Menschen) machen kann? Was wir täglich den Tieren antun – davor verschließen wir mit größter gemeinsamer Anstrengung die Augen. Wir haben Angst davor, dass uns der Appetit vergeht, wenn die Schreie, die Angst und das Verrecken der Tiere plötzlich in das gemütliche Wohnzimmer kommen. Angesichts dieser Tatsache stellt sich die Frage, wer hier eine obskure Wirklichkeitswahrnehmung hat. Leo Tolstoi sagte: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“
STEFAN SEIDEL
Auch wenn man die Organisation Peta und ihre Tierschutzaktionen nicht kennt, sollte einem doch wenigstens ein eklatanter Zusammenhang in den Grausamkeiten sowohl an Tieren als auch an Menschen auffallen: Die Bestie ist in beiden Fällen der Mensch! Oder sind etwa die Heuschrecken über den Irak hergefallen? Ein paar Sekunden nachdenken und etwas weniger anthropozentrische Überheblichkeit würde dem Menschen MIR (= Frieden?) auf der Wahrheitseite gut anstehen. Wie sagte Leonardo da Vinci treffend: „Wahrlich ist der Mensch der König aller Tiere, denn seine Grausamkeit übertrifft die Ihrige. Wir leben vom Tode anderer. Wir sind wandelnde Grabstätten!“
BENNO ZIMMERMANN, München