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Archiv-Artikel

Chinesische Mauer auf der Elbinsel

Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße sorgt weiter für Proteste im Stadtteil. Eine Autobahn entlang der Bahntrasse sei politisch nicht durchsetzbar, wurde Staatsrat Winters auf einer Veranstaltung vor Ort mitgeteilt

Die Pläne der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) zur Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße (B 4 / B 75) an die westliche Seite der Bahntrassen sorgen im Stadtteil weiter für Unruhe. Am Dienstagabend referierte Staatsrat Stephan Hugo Winters bei einer Sitzung des Beteiligungsgremiums zur Internationalen Bauausstellung (IBA). den Planungsstand – vor rund 100 Besuchern, die mit Transparenten und Schildern deutlich ihren Protest gegen die Autobahnpläne (A 252 / A 253) zeigten.

Zurzeit sei die Behörde mit dem Bund und der Bahn im Gespräch über die Pläne, so Winters. Hauptziel der Verlegung sei die Bündelung der Trassen. Die autobahnähnliche Reichsstraße zerschneidet Wilhelmsburg in der Mitte von Nord nach Süd, eine Verlegung an die Bahnstrecke samt Renaturierung der jetzigen Trasse würde den Stadtteil wieder zusammenführen.

So würden sich die Bedingungen für die IBA-Pläne für eine „Neue Mitte Wilhelmsburg“ und für die Internationale Gartenschau (IGS) deutlich verbessern. Wegen der heutigen verbesserten Standards „wäre die Lärmbelastung deutlich verringert“, sagte Winters. Ob die Straße für bis zu 50.000 Fahrzeuge täglich als Autobahn oder Bundesstraße gebaut würde, sei noch offen.

Die Kritiker vom Verein Zukunft Elbinsel fürchten dagegen zusätzlichen Verkehr, der durch den Stadtteil braust. „Weitere Autobahnen sind auf der Elbinsel politisch nicht durchsetzbar“, stellte Vereinsvertreter Manuel Humburg klar.

Größter Knackpunkt ist, dass der von Süden kommende überregionale Verkehr über die neue Autobahn fahren würde und nicht mehr auf der A 1 oder A 7 in die Innenstadt oder den Hafen. In einigen Abschnitten müsste die Autobahn bis zu acht Meter hoch über das Gelände geführt werden. Entsprechend müsste dort eine acht bis zehn Meter hohe Lärmschutzwand – „wie die chinesische Mauer“, so Vereinsvertreter – errichtet werden. In der BSU geht man von lediglich vier bis fünf Metern Höhe aus.

Während Winters betonte, wie viel Positives der Stadtteil mit dieser Einzelmaßnahme gewänne, interpretiert Zukunft Elbinsel die geplante Autobahn als Teil der Planungen zur Hafenquerspange zwischen A 7 und A 1. Der Verein fordert den Rückbau der Reichsstraße und ein Verkehrsgesamtkonzept für Hamburgs Süden inklusive Hafenverkehr.

Voraussichtlich im Januar will der Senat über die Trassenführung einer Hafenquerspange entscheiden. ANGELA DIETZE