: Großes Krabbeln im Rathaus
„FamilienPower“: Ole kneift vor Kita-Debatte. Heute Krippendemo im Rathaus. Wohlfahrtsverbände kritisieren unsoziale Kinderpolitik. Kita in Jenfeld muss schließen
Nach Informationen von „FamilienPower“ sollten bei dem geplatzten TV-Duell des NDR betroffene Mütter mit konkreten Kita-Forderungen an Ole von Beust zu Wort kommen. „Das Duell hätte eine Zuspitzung in dem Streit um den Krippenabbau bedeutet“, ist sich Sprecher Matthias Taube sicher. Dies wolle von Beust umgehen, trat er doch bereits beim TV-Duell auf Hamburg 1 ins Fettnäpfchen.
Von Beust hatte gesagt, Kinder sollten „Nestwärme“ bekommen, er habe etwas gegen eine „Vollversorgung zu 100 Prozent von null bis 18 Jahren unter staatlicher Ägide“. Tatsächlich ist der Senat gerade dabei, die bescheidene Versorgung von 20 Prozent der Kinder mit Krippenplätzen auf magere acht Prozent zu senken. „Vielen Krippen droht schon dieses Jahr die Schließung!“, behauptet der Wohlfahrtsverband „soal“. Keine seiner 35 Krippenhäuser habe seit Sommer auch nur ein Kind Berufstätiger aufnehmen dürfen.
„Wütend, wie die Eltern sind, würden sie ihre Kinder am liebsten den Politikern auf den Schreibtisch setzen“, heißt es in einem Aufruf der „Eltern für familiengerechte Betreuung“. Aus Protest wollen sie heute das Rathaus zur „Krabbelzone“ erklären (11 Uhr, Reesendammbrücke).
Unterdessen hat Caritas-Direktor Norber Keßler eine „verdrehte Welt“ in der Hamburger Kinderpolitik ausgemacht. So werden Kitas in sozialen Brennpunkten abgebaut: Laut einer Erhebung der Wohlfahrtsverbände gingen dort seit August zwölf Prozent der Betreuungsstunden verloren. Dies sei besonders widersprüchlich, da Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) gleichzeitig bei den Hilfen zur Erziehung zwölf Millionen Euro streicht – mit dem Argument, dieses Geld wäre in präventive Hilfen besser investiert. Die beste Vorfeldhilfe, so Keßler, sei aber eine Kita vor Ort, in der Kinder eine Tagesstruktur und regelmäßige Mahlzeiten haben.
So wie in der Kita „Räuberhöhle“ im sozialen Brennpunkt Jenfeld. Weil es nur noch Vierstundengutscheine gibt, kann sich der kleine Träger, der zu 99 Prozent Migrantenkinder betreut, seine vier Mitarbeiter nicht mehr leisten und muss schließen. Tröstlicher kündet da die staatliche Pressestelle: Obwohl sie in ihrer einjährigen Pilotphase kaum genutzt wurde, wird die „Notfall-Kinderbetreuung“ für städtische Verwaltunsgangestellte ausgeweitet. KAIJA KUTTER