Was wusste die CIA wirklich?

Eine unabhängige Kommission bringt neue Details über den 11. September. Bereits 1999 lagen Name und Telefonnummer des Todespiloten Marwan al-Shehhi vor

BERLIN taz ■ Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Rolle der Geheimdienste bei den Anschlägen des 11. September sind neue Details ans Tageslicht gekommen: Der New York Times zufolge sollen die deutschen Geheimdienste bereits im März 1999 Namen und Telefonnummer von Marwan al-Shehhi an ihre amerikanischen Kollegen weitergegeben haben.

Diesen Daten des späteren mutmaßlichen Todespiloten wären die deutschen Ermittler durch das Abhören des Telefonanschlusses von Mohammed Haydar Zammar auf die Spur gekommen, einem militanten Islamisten in Hamburg, dem enge Kontakte zu der dortigen Al-Qaida-Zelle um Mohammed Atta nachgesagt wurden. Al-Shehhi und Atta, die zeitweise im Hamburger Stadtteil Harburg zusammenwohnten, gelten als die Piloten, die die entführten Maschinen in die beiden Türme des World Trade Centers steuerten.

Die neuen Informationen seien durch die Arbeit einer unabhängigen Untersuchungskommission über die Vorgänge der Anschläge bekannt geworden, berichtet die NYT. Zwei Details fallen dabei auf, die über die Ergebnisse des im Dezember 2002 veröffentlichen Abschlussberichts der Untersuchungskommission des US-Kongresses hinausgehen. Zum einen der Zeitpunkt des deutschen Tipps an die US-Behörden im März 1999, also über ein Jahr bevor al-Shehhi und Komplizen an amerikanischen Flugschulen anheuerten, und zweieinhalb Jahre vor dem 11. September. Die andere Neuigkeit ist die Telefonnummer. Der Kongressbericht erwähnt, dass der CIA al-Shehhis Name vorlag, von einer Telefonnummer ist dort nicht die Rede.

DAVID CHRISTOPH LERCH