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Archiv-Artikel

Aussichten: Heiter

Seit dem 1. Januar dieses Jahres soll es sich auch für Privatleute lohnen, mit Solarzellen Strom zu erzeugen. Denn für Sonnenstrom gibt‘s mehr Geld

VON ELMAR KOK

Im Solarstrom steckt Potenzial für viele. Um die Strompreiserhöhung von 10 bis 15 Prozent zu Anfang des Jahres zu rechtfertigen, verwiesen die Versorger auf die erhöhten Preise, die sie zahlen müssten, da Besitzer von Solaranlagen seit Anfang des Jahres für ihren ins Netz eingespeisten Strom mehr Geld bekommen. Dass das Geld demnächst auch mit den Anlagen selbst gemacht werden könnte, entdeckten auch die Konzerne. Vor zwei Jahren kaufte der Energieriese Shell die Sparte von Siemens Solar und der US-amerikanische Riesenkonzern General Electric forscht zu Solarfolien, die sich in Zukunft auf alle möglichen Flächen aufdrucken lassen sollen. Momentan nützt die Novellierung des Energieeinspeisegesetzes allerdings vor allem den Stromkonzernen. Michael Müller von der Energieagentur NRW aus Wupertal, sagt, der Anteil des Solarstromes mache nur zwei Prozent der Teuerung aus.

Nachdem das 100.000 Dächer-Förderprogramm der Bundesregierung im letzten Jahr ausgelaufen ist, sollen Immobilienbesitzer nun damit ermuntert werden, dass sie für aus Photovoltaikzellen gewonnenen Strom mehr Geld erhalten. Damit will die Bundesregierung unter anderem die EU-Zielsetzung erfüllen, dass 12,4 Prozent des Gesamtstromes aus erneuerbaren Energiequellen kommen sollen. In den letzten fünf Jahren wurden 11.300 Anlagen errichtet, die in Nordrhein-Westfalen unter die Förderung „Rationelle Energieverwendung und Schöpfung unerschöpflicher Energiequellen“ (REN) fallen. Allein im letzten Jahr wurden 3.180 Anlagen neu errichtet. Insgesamt erbringen die Solarzellen in Nordrhein-Westfalen eine Leistung von 58.000 Kilowatt. Großes Potenzial sieht Michael Müller auch bei Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. „Denn die bekommen noch zusätzliche Zuschüsse vom Bund“. Zudem würden sich Schulen auch aus Eigeninteresse für das Solarprogramm stark machen. Dort gebe es oft eine Energie AG, die sich für den Anlagenbau einsetze. „Antragsteller sind dann die Schulträger, also die Gemeinden“, sagt Müller.

Die müssen sich in Nordrhein-Westfalen dann an das Dortmunder Landesinstitut für Bauwesen wenden, das die Anlage abnehmen muss. Die Steigerung der Solarenergie soll dazu führen, dass in Zukunft möglichst viel an fossiler Energie substituiert wird, sagt Müller. Auch wenn es zurzeit ein Überangebot an Strom gebe, werde die Solarenergie dazu führen, dass im Kraftwerkserneuerungsprozess, der in den nächsten 20 Jahren anstehe, weniger Kraftwerke gebaut werden müssten.

Letztlich wird sich das Potenzial in nächster Zukunft nicht vorwiegend in der Effizienzsteigerung zeigen, sondern vor allen Dingen in der Flexibilität der Zellen. In drei Jahren will die nach dem Verkauf der Solarsparte bei Siemens neu gegründete Forschungsgruppe für organische Solarzellen aus winzigen Kohlenstoffmolekülen, sogenannten „Buckyballs“, den Wirkungsgrad der organischen Zellen auf zehn Prozent steigern. Billiger soll die Zukunft auch sein. Während eine Silizium-Solarzelle heute zwischen fünf bis zehn Euro pro erzeugtem Watt Strom kostet, sagt Jens Hauch von der Entwicklungsabteilung bei Siemens in Erlangen: „Wir rechnen mit weniger als einem Euro pro Watt.“