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Archiv-Artikel

off-kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Heutzutage würde ja nahezu jeder Mensch fliegende Untertassen sehen, meinte einmal ein Wissenschaftler in dem Film „This Island Earth – Metaluna IV antwortet nicht“. Das ist auch kaum verwunderlich – sofern man sich in der nächsten Woche ins Eiszeit-Kino begibt, wo der Liebe zur Science-Fiction mit einem kleinen Festival gefrönt wird, bei dem neben Weltraum-Expeditionsfilmen wie Robert Parrishs „Journey to the Far Side of the Sun“ (eher ernst) und Nathan Jurans „First Men on the Moon“ (nicht ganz so ernst und mit Spezialeffekten von Ray Harryhausen) auch die altbewährten Invasionsszenarien der 50er-Jahre auf dem Programm stehen.

Da darf natürlich Don Siegels Paranoia-Klassiker „Invasion of the Body Snatchers“ nicht fehlen, in dem außerirdische Pflanzen die Bewohner einer Kleinstadt nach und nach durch gefühllose Replikanten ersetzen und dem hilflosen Helden (Kevin McCarthy) das Heft des Handelns restlos aus der Hand nehmen. Um Gemüse aus dem Weltall geht es auch in „The Thing“ von Christian Nyby/Howard Hawks: Das Ding wird von eifrigen Forschern am Nordpol ausgegraben und erweist sich alsbald als ziemlich lebendig und einigermaßen blutdurstig. Das zehrt reichlich an den Nerven, bis jemand auf die clevere Idee kommt, es bei der Bekämpfung mal mit Kochen zu versuchen …

Ist das „Ding“ noch als Einzelkämpfer unterwegs, so versuchen es die Marsmännchen in Byron Haskins „War of the Worlds“ (nach dem Roman von H. G. Wells) gleich mit einem massiven Angriff auf Amerika, dem auch sofort allerhand Pappdekorationen zum Opfer fallen – sieht alles sehr schön aus und ist auch gar nicht albern.

Mit einer der ambitioniertesten SF-Produktionen der 50er-Jahre konnte das Studio Universal-International aufwarten: „This Island Earth“ besitzt aufwendige Dekors und Modelle und überzeugt mit seiner Trickfotografie in Technicolor noch heute. Zudem ist der Film auch inhaltlich gar nicht so simpel gestrickt: Aliens locken Menschen, die ihnen bei der Abwehr einer Gefahr helfen sollen, auf ihren Planeten Metaluna – wobei der außerirdische Expeditionsleiter durchaus Verständnis für die Menschen aufbringt, was ihn immer wieder in Konflikt mit seinen Vorgesetzten bringt und auch nicht zu seinem Seelenfrieden beiträgt. Vor allem aber hat Regisseur Joseph Newman einen wunderschönen, fast psychedelisch anmutenden Technicolor-Trip durchs Weltall inszeniert: Rot glüht das Raumschiff beim Verlassen der blauen Erdatmosphäre, bevor es in die grüne Ionisationsschicht des Planeten Metaluna eintaucht, der schließlich in einem Bombenhagel aller erdenklichen Farben untergeht.

„Journey to the Far Side of the Sun“ (OF) 7. 5.;„First Men on the Moon“ (OF) 6. 5.;„Invasion of the Body Snatchers“ 5. 5.;The Thing“ (OF) 4. 5.; „War of the Worlds“ (OF)1. 5., 3. 5.; „This Island Earth“ (OF) 2. 5. Alle Filme im Eiszeit 1

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Ein an der Nahtstelle von Stumm- und Tonfilm entstandenes Werk, das verdeutlicht, wie man die neue Technik dramaturgisch nutzen konnte: In „Blackmail“ erzählt Alfred Hitchcock die Geschichte der jungen Alice (Anny Ondra), die einen zudringlichen Maler mit einem großen Messer erstochen hat. Am Morgen nach der Tat sitzt sie gerade mit ihren Eltern beim Frühstück, als sich eine Kundin im Laden ihres Vaters lautstark über den Mord äußert und dabei vor allem die Ausführung des Mordes mit einem Messer moniert – ein Schlag mit einem Ziegelstein hätte doch viel eher etwas Britisches. In Alices Bewusstsein (und auf der Tonspur) wird das Gerede jedoch zu einem unverständlichen Gemurmel, aus dem sich lediglich das ständig wiederholte Wort „Messer“ immer schärfer und deutlicher heraushebt. Als Alice schließlich vom Vater gebeten wird, mit dem Messer noch etwas Brot abzuschneiden, ist es um ihr Nervenkostüm ganz und gar geschehen …

„Blackmail“ (OF) 6. 5. im Arsenal 2

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Nicht unbedingt in Notwehr, sondern lediglich des schnöden Mammons wegen, mordet auch der „talentierte“ Mr. Ripley (Alain Delon), den Regisseur René Clément in „Plein Soleil“ (Nur die Sonne war Zeuge, 1959) ohne übertriebene Moralvorstellungen auf den Weg zum Reichtum schickte. Obwohl der Film am Ende noch auf eine Crime-Doesn’t-Pay-Moral zusteuert, wird die Konvention immer wieder unterlaufen, weil der amoralische Ripley so viel sympathischer ist als jene arroganten Leute, die er ins Jenseits befördert. Und seine Beseitigung der Leiche eines dicken Amerikaners gehört zu den ganz großen Kabinettstücken grausamer Komik.

„Plein Soleil“ 2. 5.–4. 5. im Klick

LARS PENNING