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Archiv-Artikel

Fahrnfahrnfahrn per Bahn

Bis 2010 soll die Hälfte aller Nahverkehrsstrecken in Niedersachsen ausgeschrieben werden. Erfahrungen zeigen: Kunde und Umwelt profitieren von den neuen Bahnen

Hannover taz ■ Achtung Herr Mehdorn – hier kommt die andere Bahn! Noch findet der Wettbewerb auf der Schiene praktisch nicht statt. Wettbewerber der Bahn bewegen erst sieben Prozent des Schienen-Personennahverkehrs durch Niedersachsen. Das wird sich bald ändern: „Im Jahr 2010 werden 50 Prozent der Leistungen im Land ausgeschrieben sein“, sagte Wolf Gorka von der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) gestern auf dem Bahnkongress, einem Treffen von 140 Experten in Hannover.

Dass Kunde und Umwelt von den Ausschreibungen profitieren, zeigen erste Erfahrungen mit den Neuen. So habe die Nordwestbahn seit 1999 die Zahl ihrer Passagiere verdoppelt, betonte Gorka. Dort zahle die LNVG, die die Schienenverkehre im Land in Auftrag gibt, für 2,7 Millionen Zugkilometer im Jahr. „Mit dem gleichen Geld fährt die Nordwestbahn jedoch vier Millionen Zugkilometer.“

Auch Metronom, eine Gesellschaft, die vor kurzem den Doppelstock-Betrieb zwischen Hamburg und Bremen sowie nach Uelzen aufnahm, hat laut Gorka schon im ersten Monat 13 Prozent mehr Fahrgäste bewegt als die Bahn vorher auf den gleichen Strecken. Pluspunkte gegenüber der Zuckel-DB: Catering an Bord, über 95 Prozent Pünktlichkeit, Berufspendler könnten sich einen dauerhaften Sitzplatz reservieren. Als nächste Strecke geht im nächsten Monat der Verkehr zwischen Uelzen, Hannover und Göttingen in die Ausschreibung – und 2006 die S-Bahnlinien in der Region Hannover.

Auftrieb im Schienenverkehr spürt auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Wir freuen uns, dass der Moorexpress zwischen Stade und Osterholz-Scharmbeck gerettet wurde“, sagte VCD-Sprecher Michael Frömming. Doch Niedersachsen setze noch immer zu stark auf Bahn-Rennstrecken statt auf die Fläche. „Die Verbindung von Rinteln nach Stadthagen muss reaktiviert werden“, forderte Frömming. Und: „Aurich mit seinen 40.000 Einwohnern muss wieder ans Netz.“

Immerhin zeichnet sich ab, dass fehlende Einnahmen aus der Lkw-Maut die Bahn im Land nicht gefährden. Die Trassen zwischen Hildesheim und Braunschweig sowie zwischen Uelzen und Landwedel würden mit Mitteln der LNVG ausgebaut. „Wir werden die Strecken vorfinanzieren“, sagte Gorka. Bei weiteren Projekten dürfe man nicht kleckern: „Auf Teilstrecken haben wir jetzt schon katastrophale Verhältnisse.“ Allein bei Bahnhofsrenovierungen gibt es Verzögerungen, so in Buchholz und Hameln. Kai Schöneberg