US-Armee erschießt Zivilisten

Bei einer Demonstration anlässlich des Geburtstages von Saddam Hussein feuern amerikanische Soldaten in Menschenmenge. 13 Tote und zahlreiche Verletzte. Ursache für Übergriff ungeklärt

BAGDAD dpa/afp/taz ■ Am morgigen 1. Mai wird US-Präsident George W. Bush voraussichtlich den Krieg im Irak für beendet erklären. Doch der Frieden scheint noch weit entfernt. Wie gestern bekannt wurde, haben US-Soldaten in der irakischen Kleinstadt Falludscha in eine demonstrierende Menschenmenge geschossen und dabei mindestens 13 Personen getötet. Die Kundgebung fand anlässlich des 66. Geburtstages von Saddam Hussein statt. Bei dem bislang schwersten Zwischenfall bei Demonstrationen im Irak wurden nach Krankenhausangaben mindestens weitere 75 Menschen verletzt.

Einwohner von Falludscha und die US-Armee machten sich am Dienstag gegenseitig für den blutigen Zwischenfall verantwortlich. Das US-Zentralkommando in Katar wies Darstellungen zurück, wonach die Soldaten „unprovoziert“ in die Menschenmenge geschossen hätten. Die Soldaten seien von bewaffneten Irakern mit Kalaschnikows beschossen worden und hätten ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrgenommen, heißt es in einer Erklärung vom Dienstag.

Dagegen berichteten Einwohner Falludschas gegenüber dem Fernsehsender al-Dschasira, dass die 200 zumeist jugendlichen Demonstranten unbewaffnet und die Proteste friedlich gewesen seien. Die Demonstranten hätten von den US-Soldaten die Räumung einer Schule verlangt, in der diese Quartier bezogen hatten. Darüber hinaus hätten sie den Abzug der Truppen aus der Stadt und dem gesamten Irak gefordert. Die US-Soldaten hätten dann das Feuer eröffnet. Der Korrespondent von al-Dschasira sprach von einer sehr aufgeheizten Atmosphäre in der Stadt, die vor zwei Tagen erstmals von US-Soldaten besetzt worden war. Andere Augenzeugen hätten berichtet, dass Steinwürfe oder hitzige Beschimpfungen der US-Soldaten den Zwischenfall ausgelöst haben könnten.

Bei der Beerdigung der ersten Opfer kam es am Dienstagmorgen erneut zu Protestkundgebungen gegen die US-Truppen. Mehrere tausend Iraker skandierten amerikakritische Parolen und schwenkten irakische Nationalfahnen. US-Kampfhubschrauber flogen über der Stadt. Auf Bürgersteigen waren Blutlachen sowie einzeln herumliegende Schuhe zu sehen.

In Bakbah, nördlich von Bagdad, haben US-Truppen einen Waffenmarkt gestürmt und neun Menschen festgenommen. Dutzende Waffen einer geplünderten irakischen Garnison seien sichergestellt worden, sagten US-Offiziere. In Bagdad wollen die USA ihre Militärpatrouillen ausweiten. Die bislang 12.000 US-Soldaten sollten in den nächsten beiden Wochen um weitere 3.000 bis 4.000 aufgestockt werden, sagte Generalmajor Webster. FSF

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