: Tanz die kleine Forelle
Die Steptext Dance Company versteht sich als Schnittstelle zwischen Bremer Theater, der freien Szene und dem Rest der (Tanz-)Welt. Die aktuelle Produktion: „Men“
Kein schwungvoll bewegtes Tanzbein hängt am Mann. „Sie wissen, wie schwierig es ist, Männer für den Tanz zu gewinnen“, sagt Helge Letonja, künstlerischer Leiter der Bremer Steptext Dance Company. Und Letonjas Leitungs-Kollege Günther Grollitsch meint: „Im Tanz liegt der Fokus immer noch auf der Frau, zumindest in dem Klischee, das unter den Zuschauern verbreitet ist.“
Also müssen Männer auf‘s Parkett, auch, weil‘s der Steptext Dance Company ganz offensichtlich besser geht mit der Männer-Quote. Im aktuellen Stück „Men – Männer im Tanz“ will Letonja „die Männer der Steptext Dance Company explizit vorstellen.“
Darüber hinaus wird in „Men“ natürlich auch untersucht, was es mit der Männlichkeit schlechthin auf sich hat – mit den Darstellungsmitteln des abstrakten Tanzes und in fünf Einzelarbeiten mit ebenso abstrakten Überschriften: „Meine Schätze, deine Schätze, bumm“ steht auf dem Programm, ebenso wie „Requiem für eine kleine Forelle“ oder „Aun respiro ... y?“.
Letzteres tanzt der Kolumbianer Augusto Jaramillo Pineda, eines von insgesamt sieben festen Company-Mitgliedern. Mit Tänzern wie Pineda hat sich die Steptext Dance Company entwickelt zu einer Schnittstelle zwischen dem Tanztheater des Bremer Theaters, der freien Bremer Szenen und dem Rest der Tanz-Welt: Eine „Splittergruppe“ der jungen Choreographen des Bremer Tanztheaters habe die Company 1996 gegründet, erzählt Letonja, man produzierte pro Jahr zwei Stücke, bis in den Jahren 2000 und 2001 aufgrund der Förderstrukturen Schluss war – zumindest in Bremen: „Wir hatten keinen Ort mehr zu spielen.“
Letonja und seine Kollegen machten die Krise produktiv und fingen an, via Gastspielreisen durch die USA, Südamerika und Europa ein internationales Netzwerk aufzubauen. Letonja: „Aus dem Rausgehen hat sich die Offenheit entwickelt, verschiedene Stile und Impulse aufzugreifen.“ Ergeben hat sich daraus eine projektbezogene Arbeitsweise mit Gästen. Und: „Wir haben keinen festen Choreographen, sondern versuchen, die künstlerischen Fähigkeiten der Beteiligten in die Produktionen mit reinzutragen.“
Seit diesem Jahr probt die Steptext Dance Company in der Schwankhalle am Buntentorsteinweg, auf einer Probebühne inmitten einer Baustelle: Erst Anfang September 2003 wird die Schwankhalle vollständig renoviert sein und als vollwertige neue Heimat zur Verfügung stehen. Zusammen mit der Steptext Dance Company werden das Junge Theater, die Musikerinitiative MIB und der Quartier e.V. ins ehemalige Brauerei-Gebäude ziehen.
Als Schwankhallen „Artist in residence“ arbeitet Steptext daran, „eine Repertoire-Struktur aufzubauen: Die Uraufführungen sollen in Bremen stattfinden, werden dann weiterverkauft und kommen nach Bremen zurück.“
Auf „Men“ folgt das Stück „4 m3“ der französischen Choreographin und Tänzerin Anne Minetti: Vier TänzerInnen agieren in voneinander getrennten, geschlossenen Räumen, als da wären ein Gefängnis, ein Aufzug, ein Bordell- und ein Krankenhaus-Zimmer. Alle TänzerInnen sind in ihrer Welt eingesperrt, unterschiedlich sind nur die Chancen auf Ausbruch. Dadurch entstehe „der Raum, Gefühle zu zeigen“, so Minetti. „Es geht darum, die Emotionen von Menschen zu erklären.“ Premiere: Am 4. Juni im Jungen Theater am Güterbahnhof. Klaus Irler
„Men“: Heute und morgen (20.30 Uhr) im Jungen Theater im Güterbahnhof