: Mit den Wölfen heulen
In der Galerie im Pferdestall wird heute dem russischen Schauspieler und Protestsänger Wladimir Wyssozki gehuldigt. Igor Savitski tritt in dessen mächtige Fußstapfen und sorgt auch für Übersetzungen der systemsprengenden Aufrufe Wyssozkis
Immer weiter weg rückt die Sowjetunion und mit ihr ihre Helden. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie das alles so war, und im Westen kam ja sowieso nie wirklich viel davon an. Wladimir Wyssozki zum Beispiel kannte man eigentlich kaum, dabei war der Schauspieler in Russland eine mythische Figur. Millionenfach wurden seine Lieder, von denen die wenigsten zu kaufen waren, auf Kassetten kopiert. Als er 1980 an Herzversagen starb, versammelten sich dreißigtausend Menschen zu seiner Beerdigung, sein Grab wurde zur Pilgerstätte. Wyssozki war in der Sowjetunion berühmt, weil er es schaffte, das zu sagen, was man eigentlich nicht sagen durfte. Eines seiner bekanntesten Lieder hieß „Die Wolfsjagd“ – wozu man vielleicht wissen sollte, dass die Wolfsjagd in Russland so funktionierte: Die Jäger spannten im Wald ein Seil mit kleinen roten Fähnchen, und die Wölfe hatten Angst, über diese rote Linie zu gehen. Die Botschaft des Liedes kam beim russischen Publikum sofort an, bei der Uraufführung musste Wyssozki das Lied mehrmals wiederholen. Der Sänger selber war übrigens in der glücklichen Lage, mehrere Jahre in Paris zu verbringen, wo er mit einer französischen Schauspielerin verheiratet war. Trotzdem kehrte er, russischer Patriot, der er war, immer wieder nach Moskau zurück.