Doppelte Razzia bei Ex-Senator

Gleich zweimal durchsuchten Ermittler die Räume von Roger Kusch. Der Verdacht: Arzneimittelmissbrauch

Nach der Sterbehilfe für vier Menschen ermitteln zwei Staatsanwaltschaften gegen den früheren Hamburger Justizsenator Roger Kusch. Bereits am Donnerstag hatte die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hamburg das Büro und zwei Wohnungen des umstrittenen Ex-CDU-Politikers durchsuchen lassen und Beweismaterial beschlagnahmt.

Am Sonnabend durchsuchten Ermittler die Wohnung von Roger Kusch erneut. Die zweite Razzia erfolgte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Duisburg.

Kusch wird verdächtigt, gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen zu haben. Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft wird geprüft, ob er verschreibungspflichtige Medikamente weitergegeben hat. Ausgangspunkt der Ermittlungen war der Tod einer 84 Jahre alten Rentnerin in Hamburg Ende September. Der ehemalige Senator hatte die lebensmüde Frau nach eigenen Angaben beim Selbstmord unterstützt. Nach Auskunft des Hamburger Staatsanwalt Wilhelm Möllers haben Rechtsmediziner bei der Rentnerin eine hohe Dosis eines verschreibungspflichtigen Malaria-Medikaments entdeckt. „Sie selbst hatte aber aus unserer Sicht keine Veranlassung, sich ein Malaria-Medikament zu besorgen“, sagte der Staatsanwalt. Ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz kann laut Möllers mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Bereits im Juni hatte Kusch nach eigener Aussage bei einer 79 Jahre alten Frau aus Würzburg Sterbehilfe geleistet und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Ermittlungsbehörde hatte den Tod der Frau nach deren Obduktion als normalen Suizid ohne Fremdbeteiligung eingestuft.

„Herrn Kusch fehlt jegliches Unrechtsbewusstsein für das, was er tut“, sagte der Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. Er fordert ein Verbot der „kommerziellen Suizidvermittlung“. Kuschs Argumentation für die „Tötungsbegleitung“ erinnere ihn an so genannte Todesengel in Kliniken oder Pflegeheimen, die Menschen angeblich von ihren Leiden erlösen wollten. DPA