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Archiv-Artikel

Glückliche Bauchlieger

Terra, Luna, Sol – mit einem Wort: Terlusollogie. Wer erkennt, ob sie eher mond- oder sonnen-orientiert geboren ist, soll es ihrerseits beim Gebären einfacher haben. Und die Kinder erst!

Stellen Sie sich mal folgende Situation vor: Sie sitzen beziehungsweise liegen im Kreißsaal oder im Geburtshaus und pressen, was das Zeug hält. Plötzlich bleibt Ihnen die Puste weg. Nichts geht mehr!

Dann könnte Ihnen gezieltes Atmen nach der Terlusollogie-Methode helfen. Das ist eine Typenlehre, die die Ärztin Charlotte Hagena zusammen mit ihrem Sohn Christian entwickelt hat. Die heute über 90-Jährige lebte zeitweise in Seebergen bei Lilienthal, vorher leitete sie jahrelang eine Kinderklinik in Timmendorfer Strand.

Der etwas sperrige Name ihrer Theorie setzt sich aus den Begriffen Terra (Erde), Luna (Mond) und Sol (Sonne) zusammen. Denn Hagena glaubt, aufgrund eigener Beobachtungen und den Lehren des Psychologen und Musikers Erich Wilks, zwei grundlegend verschiedene menschliche Typen identifizieren zu können: Ist bei der Geburt eines Menschen der Einfluss des Mondes vorherrschend, entwickelt er sich zum „lunaren“ Typ – in seiner Atemtechnik sollte er sich auf aktives Einatmen konzentrieren. Bei Dominanz der Sonnenenergie entstünde eine „solare“ Grunddisposition, dann wäre aktives Ausatmen angesagt. „Wenn eine lunare Gebärende zu intensiv ausatmet, verliert sie ihre Kraft“, bestätigt die Ottersberger Atemtherapeutin Christine Marquart.

Ist das Baby dann auf der Welt, verspricht die Terlusollogie Hilfe bei Schlafstörungen: „Solar“ geprägte Kinder schlummern demzufolge besser in Bauchlage, „Lunare“ auf dem Rücken. Auch Verdauungsprobleme soll man typgerecht vermeiden können: „Solare“ Kinder vertrügen weder Himbeeren noch Möhren, sie sollen fettarme Nahrung und wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. „Lunare“ hingegen gedeihen bei fettreicher und zuckerarmer Kost – sie mögen Steinobst und Spinat. Ein dergestalt typengerecht ernährtes Kind wird „zur ungetrübten Freude für seine Umgebung“, behauptet Hagena.

Beweisen lässt sich eine solche Theorie allerdings kaum, wie Hagena selbst einräumt. Entsprechend skeptisch gibt sich die Bremer Kinderärztin Michaela Künkel: Interessant sei die Theorie schon, „doch um sie beweisen, müsste man erst mal die entsprechenden Daten zusammentragen“. Da steckt der Haken: Menschen sind den unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt – wie entscheidend, wenn überhaupt vorhanden, dabei die des Kosmos sind, lässt sich nun einmal nicht unter Laborbedingungen untersuchen.

Doch nichts spricht dagegen, den Beobachtungen der Kinderärztin Hagena, die immerhin auf eine 40-jährige Praxis zurückblicken kann, eine Chance zu geben und den einen oder anderen Tipp zu probieren. Ohnehin wird die Terlusollogie nicht allein, sondern stets begleitend angewandt: Heilpraktikerinnen wie die in Bremen niedergelassene Franziska Strube schwören auf terlusollogische Behandlung bei Atemwegserkrankungen, insbesondere Asthma, und empfehlen typgerechte Diät bei Hautkrankheiten.

Zurück in den Kreißsaal. Bevor sie ihren kleinen solaren Bauchl- oder lunaren Rückenlieger mit der jeweils angemessenen Nahrung päppeln können, müssen Sie das Kind ja noch auf die Welt bringen. Die Schwächephase von vorhin haben Sie hoffentlich überwunden, denn zum Erlernen der terlusollogischen Atemtechnik ist es jetzt zu spät. Beim nächsten Kind aber können Sie alles rechtzeitig trainieren. Christine Marquardt bietet dieses Jahr erstmals Atemkursen auf Terlusollogie-Basis für Hebammen und Schwangere an.

Katharina Müller

Wer „solarer“ oder „lunarer“ Typ ist, lässt sich mit Hilfe des Geburtsdatums leicht berechnen: Tabellen unter www. terlusollogie.deLiteratur: Charlotte u. Chrisitan Hagena: Konstitution und Bipolarität. Erfahrungen mit einer neuen Typenlehre