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Niederlage mit Rekord

Der VfL Gummersbach stellt gegen Magdeburg einen neuen Zuschauerrekord auf – und verliert

GUMMERSBACH taz ■ Der VfL Gummersbach hat seinen eigenen inoffiziellen „Hallen-Weltrekord für Vereinswettbewerbe“ locker überboten. 19.154 Zuschauer in der ausverkauften Köln-Arena wollten das Spiel gegen den SC Magdeburg sehen. Dass das Rekord-Spiel am Ende mit 33:34 verloren wurde verkommt angesichts der Zuschauer-Gigantomanie zur Randnotiz. Schade eigentlich.

Denn das Spiel lohnte sich vor allem aus sportlichen Aspekten: Wenige Sekunden vor Spielende durfte der – natürlich – deutsche Rekordmeister den Magdeburger Gästen beim Stande von 33:33 nur noch drei Feldspieler entgegen stellen. Der Rest saß auf der Strafbank und musste tatenlos zusehen wie dem mitleidresistenten Isländer Sigfus Sigurdson mit der Schluss-Sirene der Siegtreffer gelang. „Ich kann mich nicht erinnern, in meiner Karriere ein Spiel so glücklich gewonnen zu haben“, bewahrte sich zumindest Magdeburgs Trainer Alfred Gislason einen Rest Menschlichkeit.

Auf Gummersbacher Seite nahm man dies wortlos zur Kenntnis: Für sie stand der sportliche Ertrag im direkten Widerspruch zum Wirtschaftlichen. „Es ist schlimm, so gut gespielt und verloren zu haben“, sagte Manager Carsten Sauer hinterher betrübt. Der angestrebte Europapokal-Platz stehe jetzt auf der Kippe. Der Weg zurück an die nationale Handball-Spitze erweist sich holpriger als erwartet. Trotzdem stimme die Richtung: „Wir haben einen guten Ruf und ein gutes Image, die Kölnarena ist der Sporttempel schlechthin und Handball boomt“, sagt Carsten Sauer.

Und auch am Samstag sah es so aus, als könne der VfL die leicht favorisierten Gäste überraschen. Acht Minuten vor Schluss lagen die Gummersbacher mit 29:26 in Führung. Kurz darauf wurden gleichzeitig zwei Spieler sowie Trainer Sead Hasanefendic jeweils mit Zwei-Minuten-Strafen bedacht. Der SC Magdeburg glich aus. „Dies ist ein Element des Handballs“, sagte Hasanefendic lakonisch zur Schlüsselszene, die allerdings ins Bild passte: Insgesamt musste sein Team 24 Strafminuten hinnehmen – auch rekordverdächtig.

Jedenfalls erholten sich die Gummersbacher davon nicht mehr. Und als der mit 15 Treffern überragende Kyung-Shin Yoon zwölf Sekunden vor Spielende an Magdeburgs Torhüter Johannes Bitter scheiterte verwandelte sich der mögliche Sieg in eine bittere Niederlage – für alle Beteiligten: „Die Zuschauer und Spieler hätten einen Punkt verdient gehabt“, sagte Hasanefendic hinterher.

In zwei Wochen gegen die SG Kronau-Östringen wird der VfL wieder in der heimischen Eugen-Haas-Halle antreten. 2.100 Zuschauer passen dort rein. Mit einem ausverkauften Haus wird trotzdem nicht gerechnet – ausnahmsweise mal nicht rekordverdächtig. HOLGER PAULER

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