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Archiv-Artikel

Machtdemonstration der Blömer-Getreuen

Parteitag der Kölner Christdemokraten nominiert Kandidaten für die Stadtratswahl im September. Wunschbewerber des umstrittenen Ex-Chefs Richard Blömer setzt sich in Kampfabstimmung gegen Basis- und Vorstandsvotum durch

KÖLN taz ■ „Das ist hier eine ziemlich unsportliche Veranstaltung“, klagte einer der fast 300 Delegierten des Kölner CDU-Parteitags. Was er meinte: Anders als erhofft schaffte es der Parteitag nicht, vor dem Spiel des 1. FC Köln fertig zu werden – und außerdem ist offenbar trotz gegenteiliger Bekundungen auch weiterhin der Einfluss des umstrittenen Ex-Parteichefs Richard Blömer groß.

So hatte Blömers Nachfolger Walter Reinarz den Delegierten, die die CDU-Ratskandidaten für die Kommunalwahl im September zu nominieren hatten, eindringlich ins Gewissen geredet: Im Wahlkreis Deutz solle doch bitte Siglinde Kieserg gewählt werden. Die 43-jährige Hotelkauffrau sei von der Basis nominiert worden und ihre Kandidatur entspräche auch dem satzungsmäßigen Ziel, möglichst viele Frauen in den Rat zu schicken. Es nutzte nichts: Die Gruppe um Blömer schickte einen Gegenkandidaten ins Rennen. Dabei trat Antonius Poggel ohne Votum aus dem Ortsverband an – ein Tabubruch, den der amtierende CDU-Vorstand zuvor einstimmig missbilligt hatte. Trotzdem wählten die Delegierten Poggel – was nicht wenige als klare Machtdemonstration der Blömer-Getreuen werteten.

„Das ist eine tiefe Enttäuschung für uns“, sagte Ratsherr Hans Christian Esser. Er hatte zuvor seine Kandidatur zugunsten von Carola Blum zurück gezogen. Die Wahl der Witwe des verstorbenen Oberbürgermeisters Harry Blum war von der CDU-Basis in der Innenstadt als Kompromissangebot an den Blömer-Flügel gedacht gewesen.

Dafür hatte sich Esser aber auserbeten, dass alle andere Kandidaten der Ortsverbände mitgetragen werden. „Es widerspricht dem demokratischen Prinzip, diesen Vorschlägen nicht zu folgen und missliebige Kandidaten raus zu schießen“, sagte Esser nachher bitter.

Zum größten Verlierer des Parteitages wurde Ratsherr Stefan Götz, der bei allen Abstimmungen durchfiel. Selbst auf der Reserveliste bekam er einen so ungünstigen Platz, dass er wohl nicht mehr dem neuen Rat angehören wird.

Angeführt wird die CDU-Reserveliste von Bürgermeister Josef Müller, Fraktionschef Karl Klipper und Carola Blum. Auf einen aussichtsreichen Platz kam auch der ehemalige Polizeidirektor Winrich Granitzka.

FRANK ÜBERALL