piwik no script img

Archiv-Artikel

Hoffen auf das nächste Mal

Gefasste Stimmung an der Parteibasis in der SPD-Zentrale. Politiker sind schon wieder bei der Oppositionsarbeit. Standing Ovations für Spitzenkandidat Thomas Mirow

Es gab nicht nur eine hohe Wahlbeteiligung, sondern zumindest in der SPD-Zentrale an der Kurt-Schumacher-Allee auch eine sehr hohe Wahlpartybeteiligung. Dicht gedrängt fieberten Basis und Parteiprominenz bei Brezeln, Bier und Wein den Prognosen entgegen. Doch spätestens ab 18 Uhr war nur noch Frustverarbeitung angesagt.

„Politik ist bitter“, erklärte ein Genosse und klopfte Innenexperte Michael Neumann auf die Schulter. „Da macht man so einen guten Job, und dann sowas.“ Dieser stellte sich bereits wieder auf Opposition ein: „Zumindest hat der Bürgermeister keine Ausreden mehr, wenn er wieder Mist macht“, so Neumann. „Spätestens im Sommer wird es wieder Demos von Kita-Eltern und Lehrern geben.“ Zugleich räumte er ein, dass nun „ohne Tabus“ in Ruhe über den Wahlkampf geredet werden müsse.

„Die Themen waren die richtigen“, erklärte SPD-Schulexpertin Britta Ernst. Es gelinge zunehmend, auch Menschen ohne Kinder für diese Zukunftsfragen zu gewinnen. „Beim nächsten Mal“, sagte eine Genossin und klopfte ihr auf die Schulter. Viele trösteten sich gestern damit, dass die Zeit für eine SPD-Regierung nach zwei Jahren offenbar noch nicht reif sei.

Auch Ernst sprach bereits von Opposition. So stelle sich die Frage nach einem Untersuchungsausschuss „Kita“, um zu klären, ob das Parlament belogen wurde. Sie sieht große personelle Probleme bei der CDU. „Die haben im Bereich Kinder, Bildung und Kultur keine engagierten Leute.“ Auch SPD-Landesgeschäftsführer Thies Rabe stellte das Tröstliche heraus: „Angesichts der Umfragen hatten wir Schlimmeres erwartet.“ Die Partei habe in den vergangenenWochen richtig gekämpft. So hätten ehrenamtliche Helfer 110.000 Menschen in den klassischen SPD-Hochburgen persönlich angerufen, um die Stammwählerschaft zu mobilisieren.

Kein böses Wort ging den offiziellen Parteivertretern über Spitzenkandidat Thomas Mirow über die Lippen. Mit ihm sei der Richtige ins Rennen gegangen, sagte selbst Mathias Peters, der mit Mirow um das Amt des Spitzenkandidaten gerungen hatte. „Es gibt keine Diskussion um Thomas Mirow. Er war ein guter Kandidat“, sagte auch Thies Rabe. Als Mirow gegen halb neun den Saal betrat, wurde er mit Standing Ovations begrüßt.

Kaija Kutter