WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Warum leiden wir? Warum leben wir überhaupt? Fragen, die uns speziell in der dunklen Jahreszeit melancholisch beschweren können. Auch August Strindberg, der so viel verstand von der tragischen Banalität bürgerlicher Gefühlswelten, hat sich mit diesen Fragen befasst und sie 1902 intensiv in seinem Kammerspiel „Ein Traumspiel“ ventiliert. Protagonistin ist Agnes, vom Himmel herabgestiegene Tochter eines indischen Gottes, die auf Erden nun auf unterschiedlichste Lebensentwürfe trifft und sich darin verstrickt. Ein Cross-over zwischen Traum und Wirklichkeit, Sein und Nichtsein. Das Deutsche Theater, das zurzeit saniert wird, zieht für dieses Mal in den Techno-Club Berghain, der in einem alten Heizwerk auf dem Gelände des Ostbahnhofs residiert. Dort inszeniert der designierte Intendant der Komischen Oper Barry Kosky nun die kleine Tragödie, und zwar unter heftiger Zuhilfenahme von Barockmusik, die vom Vokalconsort Berlin beigetragen wird. Premiere ist am Donnerstag. Von Verstrickungen handelt auch der neue Abend „Obwohl ich dich kenne“ von Nico and the Navigators, der am Mittwoch in den Sophiensælen Premiere hat. Verstrickungen zwischen Freunden oder Geliebten nämlich, mit denen man manchmal schwer, aber ohne die man eben auch nicht leben kann. Leben oder nicht leben können ist gleichfalls eine zentrale Frage von Frank Wedekinds Teenietragödie „Frühlingserwachen“, die am Berliner Ensemble nun Claus Peymann mit sehr jungen Darstellern inszeniert. Premiere am Samstag. In der Schaubühne am Lehniner Platz steht mit Schillers „Kabale und Liebe“ ab heutigem Dienstag zur Abwechslung mal ein Klassiker auf dem Programm, der zu klassisch nicht werden wird, weil der Regisseur Falk Richter heißt. Noch mehr Schiller an der Schaubühne: Am Freitag gibt der Schauspieler Lars Eidinger dort mit „Die Räuber“ sein Regiedebüt.

„Ein Traumspiel“: Berghain, ab Do.

„Obwohl ich dich kenne“: Sophiensæle, 3.–6. 12.

„Frühlingserwachen“: Berliner Ensemble, ab Sa.

„Kabale und Liebe“: Schaubühne, ab Di.