piwik no script img

Archiv-Artikel

Kampftag in Caracas

Venezuelas Präsident Chávez droht den USA mit Stopp der Öllieferungen und der eigenen Opposition mit Panzern

BUENEOS AIRES taz ■ Es war der Moment der Revanche für Hugo Chávez. Nach Protesten der Opposition gegen Venezuelas Präsidenten am Freitag versammelten sich am Sonntag weit über 100.000 Menschen im Zentrum der Hauptstadt Caracas, um Chávez zu feiern. Auf Transparenten zeigten sie den USA den Mittelfinger und nannten George W. Bush einen Terroristen.

Prominentester Redner war Chávez selbst. Mit rotem Barett und rotem Hemd polterte er gegen die Opposition: „Ich bin nicht Aristide“, sagte er in Anspielung an Haitis just abgetretenen Despoten. Seinen Gegnern, die unter anderem einen Teil der Stadtpolizei von Caracas kontrollieren, drohte er: „Wenn es nötig ist, die Panzer des Heeres gegen die Polizei auf die Straße zu schicken, dann werden wir das tun.“

Zu den USA sagte Chávez: „Herr Bush muss wissen, dass wenn er die verrückte Idee hat, eine Blockade gegen Venezuela zu verhängen oder noch schlimmer, in Venezuela einzumarschieren, dass dann die US-Bevölkerung keinen Tropfen Öl mehr aus Venezuela bekommt.“

Die USA decken rund 14 Prozent ihres Erdölbedarfs aus Venezuela. Kein Wunder, dass die Supermacht wenig glücklich über Chávez ist, der Kubas Staatschef Fidel Castro seinen Freund nennt. Mehrfach schon warf Chávez den USA vor, an seinem Sturz zu arbeiten.

Sonntag war Kampftag in Caracas. Chávez-Gegner lieferten sich in dem Oberschichtviertel Altamira Scharmützel mit der Nationalgarde. Die Opposition begnügt sich nicht mehr damit, nur mit Suppenschüsseln zu demonstrieren, sondern wird zunehmend gewalttätiger.

Chavez' Gegner fordern ein Referendum über seinen Verbleib im Amt. Dafür übergaben sie 3,4 Millionen Unterschriften der Wahlbehörde. Die zog den Zorn der Opposition auf sich, als sie vor zwei Wochen entschied, bei hunderttausenden Listen überprüfen zu wollen, ob die Unterzeichner tatsächlich selbst unterschrieben haben. Wegen der aufgeheizten Stimmung verschob die Wahlbehörde die für Sonntag angekündigte Bekanntgabe der Prüfergebnisse um 24 Stunden. INGO MALCHER