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Archiv-Artikel

Thunfisch wird knapp

WWF: Bedrohte Meeresbewohner werden mit Hilfe von EU-Gelder gefangen und in Unterwasserkäfigen gemästet

FRANKFURT/MAIN dpa ■ Viele Thunfische, die später in Dosen oder in frischen Sushi auf dem Tisch landen, kommen aus der Käfighaltung. Wenn sie jung sind, werden sie im Mittelmmer gefangen und in großen Unterwasserkäfigen eingepfercht. Dort werden sie dann gemästet. Darauf machte gestern die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) aufmerksam.

Der WWF wirft der Europäischen Union vor, die Ausbeutung der Bestände mit der Förderung neuer Thunfischfarmen und Netze zu subventionieren. „Die Thunfischfarmen im Mittelmeer sind völlig außer Kontrolle geraten“, sagt Dirk Riebensahm vom WWF.

Die Bestände seien längst überfischt. Doch habe Brüssel noch immer keine Fangquoten festgelegt. „Wenn die EU nicht umgehend handelt, wird der Blauflossenthun aus dem Mittelmeer verschwinden.“ Der Fang müsse etwa auf ein Drittel des heutigen Niveaus gesenkt werden.

Offiziell fördert die EU nur die kommerzielle Fischzucht, die so genannte Aquakultur. Darum handele es sich bei den Thunfischfarmen aber nicht, so der WWF. Es werde nicht gezüchtet, sondern vielmehr Wildfisch aus dem Meer gefangen. Die EU müsse hier eine Gesetzeslücke schließen, lautet die entsprechende Forderung.

Der bis zu 700 Kilogramm schwere Blauflossenthunfisch gilt als Ferrari unter den Fischen. Er erreicht Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometern pro Stunde und ist international begehrt – Prachtexemplare wurden in Japan schon für 180.000 Euro versteigert, berichtete Riebensahm.

Allein 2003 sind 21.000 Tonnen Blauflossenthunfisch verarbeitet worden. Das sind doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Am beliebtesten ist er in Japan. Thunfischfarmen gibt es weltweit – in Spanien, Italien, der Türkei, Malta, Zypern, Kroatien, Tunesien und Libyen. Andere Länder wie Frankreich beteiligen sich mit eigenen Flotten am Fang.