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Archiv-Artikel

Dracula und Lilienthal

Der Naturschutzbund Hamburg wirbt in einer Fledermaus-Ausstellung um mehr Sympathie für die in ihrem Bestand bedrohten fliegenden Säuger

Viele Menschen wissen gar nicht, dass Fledermäuse direkte Nachbarn sind

von LENA ULLRICH

Lautlos und beinahe unsichtbar führen im Raum Hamburg zehn Fledermausarten ihren Überlebenskampf. Die hohen Ultraschalllaute der Fledermäuse nimmt unser Gehör ohnehin nicht wahr. Und auf ihren Nachtausflügen bleiben die Insektenjäger vom menschlichen Auge meist auch unentdeckt.

Aktuell verdienen Hamburgs Fledermäuse dennoch Aufmerksamkeit: Denn ebenfalls von vielen unbemerkt ist in den vergangenen Jahren ihr Lebensraum erheblich beeinträchtigt worden. Durch die Anwendung von Insektiziden der Nahrungsgrundlage beraubt und durch zahlreiche Baumaßnahmen aus den Wohngebieten vertrieben, sind Fledermäuse heute die am stärksten bedrohte Säugetiergruppe in Mitteleuropa.

Mit einer Fledermaus-Ausstellung im Informationszentrum für Umwelt und Entsorgung, wirbt der Naturschutzbund Hamburg (NABU) für mehr Rücksichtnahme gegenüber den Flattermännern. Dokumentierte Fotos bringen die nachtaktiven Jäger ans Tageslicht. Texte und Zeichnungen vermitteln Wissen über ihre Gewohnheiten und befreien die vermeintlichen Blutsauger von gruseligen Vorurteilen. So ist zum Beispiel zu erfahren, wovon sich die Luftakrobaten wirklich ernähren: Fledermäuse jagen bis zu 50 Schaben, Heuschrecken, Käfer, Falter oder Fliegen in der Stunde. Eine erstaunliche Menge für einen Winzling wie die Zwergfledermaus, die selbst nur das Gewicht von zwei bis vier Gummibärchen auf die Waagschale bringt. Trotz der Spannweite ihrer Flughäute von 20 Zentimetern, ließe sich die Zwergfledermaus in eine Streichholzschachtel „falten“.

Darüber hinaus dokumentiert der NABU seinen Einsatz zum Schutz der Fledermäuse in der Hansestadt. Die NABU-Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz trifft sich monatlich einmal im Naturschutzzentrum. Ihre Aufmerksamkeit verwendet sie besonders auf die Schlafplätze der Fledermäuse. Dazu gehören im Sommer Häusernischen oder ausgehöhlte Baumstämme und Kellerräume mit einer hohen Luftfeuchtigkeit im Winter. NABU-Sprecher Udo Quellmalz: „Viele Menschen wissen gar nicht, dass Fledermäuse ihre direkten Nachbarn sind.“

Der NABU hat die Schlafplätze von zahlreichen Fledermäusen aufgespürt. Werden sie zum Beispiel durch ein Bauvorhaben bedroht, kann der Schutzstatus der Fledermäuse geltend gemacht werden. Für einen mutwilligen Eingriff in ihre Lebensstätte sieht das Artenschutzgesetz eine Geldstrafe von immerhin bis zu 50.000 Euro vor.

Ein Beispiel der Zusammenarbeit zwischen dem NABU und einem Bauunternehmen ist die Restaurierung einer Hamburger Villa: Die mit dem Projekt beauftragte Architektin plant Einflüge für Fledermäuse in vorhandene Gauben ein.

Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Mai in dem Info-Zentrum für Umwelt und Entsorgung, Hermannstraße 14, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Auf ihren Nachtausflügen begleitet der NABU die Fledermäuse zudem am 16. Mai um 20.30 Uhr, Treffpunkt: Gaststätte „Hornbachers an der Außenmühle“, am Außenmühlendamm 2 und um 21 Uhr, Treff: Busstopp 177 Bramfeld See.

Das nächste Treffen der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz findet am 28. Mai, um 19 Uhr, Naturschutzzentrum Hamburg, Habichtstraße 125 statt. Infos unter ☎ 89 18 23 und www.nabu-hamburg.de.