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Archiv-Artikel

vorlauf kunst Harald Fricke schaut sichin den Galerien von Berlin um

Ein irres Licht liegt über der Stadt. Das Blau des Himmels drückt auf die Scheiben der Nationalgalerie, die Sonne glitzert in den Pfützen auf dem Dach des Museums. Ein BVG-Bus schwebt vorbei, zeitlupenhaft rollt er die Straße entlang. Am Roten Rathaus und auf dem Dach des Palasts der Republik sieht es nicht anders aus: Wie in einer Reihe von Traumsequenzen entfaltet Holly Zausner in ihrem Film „The Beginning“ ein Panorama Berlins, das die Weite des urbanen Raumes mit den von Epoche zu Epoche wechselnden Baustilen und Ausgestaltungen der Architektur verzahnt. So könnten Vögel die Stadt sehen, wären sie Menschen. Dabei liegt Zausners Erkundungen, die als Video und Fotoserie in der Galerie Wohnmaschine ausgestellt sind, eine Performance zugrunde. Wieder und wieder hat sie sich Dächer von Berliner Museen und Institutionen ausgesucht, um dort oben wie in einem Ritual verschiedenfarbige Kautschuk-Figuren durch die Luft zu wirbeln, während die Kamera die Flugbahn der Objekte aufzeichnet. Es sind Skulpturen, mit denen die New Yorker Künstlerin seit einigen Jahren arbeitet: Die „G-men“ und „G-women“ dienen als künstlerisches Alter Ego, das zum Medium wird. Da aber Zausner in Film und Foto bei den Aktionen ebenfalls sichtbar bleibt, entspinnt sich ein seltsamer Dialog, irgendwo zwischen Selbstporträt und Dokumentation. Dazu passt der serielle Charakter der Fotografien (übergroße Kontaktbögen, in Reihe gehängt), die wie eine Abfolge von Film-Stills wirken und die Performance zugleich in eine abstrakte Form überführen. Zwischen dem blauen Firmament und den grau-gelben Oberflächen bewegt sich was: mal ist es die Kunst und mal der Mensch. Ihr Wechselspiel bringt Leben in die Stadt.