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Archiv-Artikel

Tote bei misslungener Geiselbefreiung

In Kolumbien scheitert eine Rettungsaktion der Armee. Präsident Uribe will die Guerilla militärisch besiegen

BUENOS AIRES taz ■ Der Befreiungsangriff war genau geplant. Alle Truppen in Nähe des Guerillacamps im Department Antioquia im Nordwesten Kolumbiens erhielten Order, ihre Operationen einzustellen und dort zu bleiben, wo sie waren. Die Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) sollten nicht aufgescheucht werden. Dann wurde das Camp von Militärflugzeugen aus fotografiert. Spezialkommandos und Kampfhubschrauber wurden nach Antioquia verlegt und bereiteten sich auf die Attacke vor. So liest es sich zumindest in der am Montag verbreiteten Regierungserklärung von Präsident Álvaro Uribe.

Es war vor zehn Tagen, als Uribe den Hinweis erhielt, wo die Farc den von ihr entführten Gouverneur von Antioquia, Guillermo Gaviria, den ehemaligen Verteidigungsminister Gilberto Echeverry und elf weitere gefangene Soldaten festhielt. Trotz des undurchdringlichen Urwalds und der unzugänglichen Gegend ohne Straßen und Wege beschlossen die Streitkräfte, die Geiseln zu befreien.

Doch am Ende kamen fast alle von ihnen ums Leben. Bei dem Befreiungsversuch der Anti-Guerilla-Einheit am Montag wurden zehn Geiseln, darunter auch der Gouverneur und der Exminister, von den Guerilleros erschossen, wie die Regierung mitteilte. Als die Guerilleros die heranratternden Kampfhubschrauber hörten, befahl der Rebellen-Kommandant, die Geiseln zu erschießen, berichtete ein Überlebender. Einige der getöteten Geiseln sollen nach Regierungsangaben durch Genickschuss von den Guerilleros hingerichtet worden sein. Wie viele Guerilleros bei dem Gefecht ums Leben kamen, ließ die Regierung offen. In Erklärungen an Radiostationen gaben die Farc dem Militär die Schuld für den Tod der Gei- seln.

Gaviria und Echeverry wurden im April 2002 entführt, als sie von Medellín, der Hauptstadt des Departments Antioquia, aus einen Friedensmarsch in das Dorf Caicedo im selben Department anführten. Die Farc hatte die beiden zuvor gewarnt, dass sie die Demonstration nicht passieren lassen würde. Fünf Kilometer vor Caicedo kamen Guerilleros aus dem Gebüsch, blockierten die Straße und verschleppten den Gouverneur und den Exminister.

Neben hunderten von zivilen Entführten hält die Farc 67 Soldaten, Polizisten und Politiker als politische Geiseln, darunter auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Grünen, Ingrid Betancourt. Mit diesen Geiseln als Faustpfand wollen die Rebellen einen Gefangenenaustausch erzwingen und alle 3.000 in Kolumbien inhaftierten Farc-Guerilleros freipressen. Damit dieser Austausch über die Bühne gehen kann, so fordern die Farc, müsse sich das Militär aus einem weiten Gebiet zurückziehen.

Für den Hardliner Uribe kommt das nur unter vier Bedingungen in Frage: Die Farc verzichten auf ihre Forderung nach einer militärfreien Zone, die Guerilla lässt alle Geiseln frei, die von Uribe freigelassenen Guerilleros schwören der Guerilla ab und die UNO muss als Vermittlerin zwischen den Fronten agieren. Ansonsten geht der Krieg weiter. In dem fast 40 Jahre andauernden Bürgerkrieg setzt Uribe auf Eskalation statt Entspannung. Er glaubt daran, die Farc militärisch besiegen zu können. INGO MALCHER