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Archiv-Artikel

Kindergärten made in Schweden

Verdi-Fachtagung fordert, frühkindliche Bildung nicht als „Zulieferbetrieb“ für Schulen zu begreifen

Von eib

Bremen taz ■ Ein Ressort, in dem Bildungs- und Erziehungsaufgaben zusammengefasst sind, würde für die frühkindliche Bildung zurzeit keinen Vorteil bedeuten, sagt Peter Müller, Personalrat im Amt für Soziale Dienste. Im Gegenteil: „Im schlimmsten Fall würden die Kitas von den Schulen erschlagen.“ Bereits jetzt würden die Kindergärten mit Forderungen der Schulen bedrängt. „Die Kitas sollen alles mögliche leisten und die Kinder schulreif machen“ – das verlange auch der Bremer Bildungssenator Willi Lemke (SPD) immer wieder. „Kindergärten sind aber keine Zubringer für die Schulen“, entgegnet Müller. Statt die Kindergärten den Schulen anzupassen – wie es zurzeit mit den Debatten um Sprachen lernen für Dreijährige geschehe – müsse die Elementarbildung als eigener Bereich begriffen werden. Erst wenn dieser so ernst genommen würde wie andere Bildungseinrichtungen, sei etwa ein gemeinsames Ressort sinnvoll, so Müller.

Voranbringen soll diesen Gedanken eine Tagung der Vereinten Dienstleistungsgesellschaft Verdi, die in dieser Woche in verschiedenen deutschen Städten abgehalten wurde. Etwa 140 Bremer Erzieher und Erzieherinnen diskutierten gestern das „schwedische Modell“. In diesem gibt es einen Bildungsplan für Kinder vom ersten bis zum sechzehnten Lebensjahr, der als „Baum der Erkenntnis“ auch ins Deutsche übersetzt wurde. Der Grundgedanke des Erkenntnisbaums ist, dass in den ersten Jahren die „Wurzeln“ für den weiteren Bildungsweg gebildet werden: Genannt werden zum Beispiel die sprachliche, intellektuelle, gefühlsmäßige und motorische Entwicklung, aber auch ein frühes Verstehen von Gleichheit, von Solidarität und Verantwortung.

Diese und andere Ideen würden in Deutschland zum Teil auch schon von einzelnen Pädagogen umgesetzt, so Harald Giesecke, Fachgruppenleiter bei Verdi für Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe. „Mit der Tagung wollen wir die Kolleginnen aber auch in Wallung bringen, sich noch mehr in die Diskussion einzumischen.“ Die Anforderungen an die Fachkräfte seien in Schweden allerdings höher, so Personalrat Müller. Für ihn ein weiterer Grund, keine Sozialassistentinnen als Zweitkraft in den Kita-Gruppen einzusetzen, sondern möglicherweise auch an Hochschulen ausgebildete Fachkräfte zu beschäftigen. eib