Richtig schön unanständig

Blues ohne Elend: Das Taj Mahal Trio versetzte den Schlachthof in sinnliche Vibration

Er scheint die Gitarre mit den Hüften zu spielen! So wie er kreist kaum einer bei den Riffs mit dem Unterleib, wiegt sich sinnlich mit dem Rhythmus und stößt auch mal ordentlich mit dem Becken nach vorne, wenn er sein Instrument aufschreien lässt. Und bei der Art, wie er dann etwa „You‘re Sweeter than a Honey Bee“ singt, kann man sich lebhaft vorstellen, wo und wie er am liebsten den Honig abschleckt.

Taj Mahal, das bewies er am Dienstag im gut gefüllten Schlachthof, kann den Blues so richtig schön unanständig klingen lassen. Den klagenden Ton vieler seiner Kollegen, die das Elend der Welt in ihre Variationen des 12-Takte-Schemas legen, hat er nie angeschlagen. Seine Konzerte haben immer sinnliche, lebensfrohe Vibrationen.

Seit 25 Jahren kommt Mahal in schöner Regelmässigkeit nach Bremen. Nachdem er zuletzt mit größeren Besetzungen und Konzeptformationen auftrat, kam er jetzt im Trio mit Bassist Bill Rich und Schlagzeuger Kester Smith, die ihn schon seit über 30 Jahren begleiten. Der Fokus aber war immer eindeutig auf Mahal gerichtet. Dabei konnte man dann auch merken, dass er nicht etwa ein Gitarren-Virtuose ist. Dafür aber verfügt er über ein so großes Wissen über die verschiedenen Spielformen der schwarzen Musik, dass er einfach immer den genau passenden Lauf oder die ideale rhythmische Akzentuierung aus dem Ärmel seines schreiend bunten Hawaiihemds zaubern kann. Mahal spielte fast nur seine altbekannten Favorites.„The people want to hear them, so I play them“, nahm er Kritik daran schon vorab den Wind aus den Segeln. Das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn er ist einer jener Musiker, die das immer gleiche Material immer wieder frisch klingen lassen: Mahal ist der Candyman des Blues, von dessen leckeren Süßigkeiten man nie genug bekommen kann. Wilfried Hippen