Escher Kids bleibt nur Fußballspielen und Beten

Die Stadt Köln rechtfertigt in einer Diskussionsrunde die Schließung des Jugendzentrums Offene Tür im Kölner Stadtteil Esch. Laut Wohnraumanalyse der Stadt ist Esch „gesund“. Für die Jugendlichen ist das Aus ihres Treffs eine Katastrophe

KÖLN taz ■ Es war keine leichte Aufgabe für Marie-Luise Quilling, Abteilungsleiterin für Jugendförderung im Kölner Jugendamt. Sie musste den Jugendlichen aus Esch erklären, warum gerade ihr Jugendzentrum geschlossen wird. Echte Erklärungen gab es auf der Diskussionsveranstaltung am Donnerstag Abend im Jugendzentrum Offene Tür (OT) in Esch zwar weniger, dafür jede Menge Rechtfertigungen: Weil das Land bis 2007 zwei Drittel seiner Gelder für offene Kinder- und Jugendarbeit kürzt, müssen in Köln 10 Jugendeinrichtungen geschlossen werden.

Dass es gerade Esch trifft, liegt an einer „Wohnraumanalyse“, die ergab, dass der Ort „gesund“ sei. „Hier gibt es eine Infrastruktur für Jugendliche. Deshalb können wir hier eher eine Einrichtung schließen als in Kalk, Chorweiler oder Holweide“, rechtfertigte Quilling die Entscheidung. Den Jugendlichen aus Esch hilft das herzlich wenig. Für sie bedeutet die Schließung der OT eine Katastrophe. „Es gibt hier keinen anderen Ort, wo wir hin können, überall werden wir weggescheucht“, macht Nathalie ihrem Ärger Luft. „Wenn wir auf der Straße sitzen, werden wir doch viel schneller kriminell“.

Seit fast dreißig Jahren bietet die OT eine tägliche Anlaufstelle für Jugendliche von 6 bis 24 Jahren. Auch beim Leiter Andre Ruetz stößt die Schließung auf Unverständnis: „Hier gibt es sehr wohl Aggressionspotenzial, wenn auch nicht so extrem wie anderswo.“ Eine echte Alternative zum Jugendzentrum gibt es in Esch nicht. Ein Fußballverein ist vor Ort, die katholische Kirche arbeitet mit Heranwachsenden, allerdings bislang nur mit Kindern bis zum Alter von 14 Jahren. Sie plant jetzt einen offenen Jugendtreff, mit Spenden finanziert. „Wir bräuchten 15.000 Euro im Jahr, um an drei Nachmittagen in der Woche zu öffnen“, erklärt Johannes Lieder die Vorraussetzungen. Der Kirchenmann hofft dabei auf Unterstützung „älterer Ortsansäßiger“.

Ein anderer Vorschlag kommt von Bodo Tschirner, Mitglied des SPD-Ortsvereins, der zu der Veranstaltung im OT eingeladen hatte: „Wir sollten uns an große Firmen in Esch wie Rewe wenden oder einen Förderverein gründen“. Solche Ideen sollen jetzt an einem „Runden Tisch“ diskutiert werden, verspricht Wolfgang Schatz, Vorsitzender des Ortsvereins. Die Jugendlichen wollen an solche „Rettungsmaßnahmen“ allerdings nicht so recht glauben. „Hier wird doch eh nur wieder geredet“, sagt Christian. Was sie Ende März ohne das OT machen sollen, wissen die Kids nicht. Miriam Vogel