: Hagazussa: Umzug mit Nanas
Neue Räume, neue Kundschaft, neues Glück, dachte sich der Bremer Frauenbuchladen, packte seine sieben Sachen und zog zusammen mit dem FrauenLesbenKalender Trulla und dem Lesbentelefon in neue Räume
Bremen taz ■ Eine Frischzellenkur war einfach mal dran: In diesem Jahr wird der Bremer Frauenbuchladen Hagzussa immerhin ein Vierteljahrhundert alt. Da wollten die Ladenfrauen den ersten Fältchen offensichtlich vorbeugen: Aber statt Wände und Bücher mit „Quenty Forty“ einzuschmieren, sind sie lieber umgezogen. Seit letztem Herbst residierten die „Zaunreiterinnen“ – so die wörtliche Übersetzung von „Hagazussa“ – in neuen Räumen an der Mathildenstraße. Die sind heller und offener, mit zwei großen Schaufenstern, die direkt am Gehweg liegen. Außerdem setzen die Ladenfrauen auf veränderte innere Werte: am Ladenkonzept hat sich ebenfalls etwas geändert.
Das fünfköpfige Team spürt schon den Unterschied: „Wir haben viel mehr Laufkundschaft als früher“, sagt Ladenfrau Dore. Das sei den ehrenamtlichen Buchhändlerinnen in den letzten 24 Jahren in der Friesenstraße selten passiert. Die Räume dort lagen zurückgesetzt, wirkten dunkel und wenig einladend, die Schaufenster verdienten kaum ihren Namen. Jetzt würden immer wieder Kundinnen im Laden stehen, die erst auf den zweiten Blick sehen, wo sie gelandet sind.
Angelockt hätten sie dann oft die kleinen „Nana“-Nachbildungen à la Niki de Saint Phalle, glaubt Dore. „Von manchen werden wir auch für ein Antiquariat gehalten“, ergänzt sie. Und demnächst vielleicht für eine Papierwarenhandlung oder gar eine Galerie? Die bibliophilen Frauen planen nämlich, schönes Briefpapier und – wenn sie geneigte Künstlerinnen finden – Kunsthandwerk anzubieten.
Auch neu: Der „Verein zur Förderung von Frauenliteratur und Frauenbildung“, der hinter dem Buchladen steckt, soll wieder stärker belebt werden. Ein erster Erfolg: Für Ende April haben Mitfrauen eine Lesung mit Bremer Krimiautorinnen organisiert, Titel: „Mordlust“. Gleich am nächsten Tag, dem 25. April können Neugierige beim Brunch im Laden mehr über den Verein erfahren.
Bei der Gelegenheit werden sie vermutlich auch hören, wie die Ladengemeinschaft mit den „Trullas“ vom FrauenLesbenKalender und dem Lesbentelefon funktioniert, das hier zum ersten mal eigene Räume hat – natürlich mit eigener Telefonnummer. Die Ladenfrauen haben ursprünglich einmal vor dem Umzug von einem Frauenprojektehaus geträumt. Hat fast geklappt.
So weit, so gut? Nicht ganz. Die härteste Phase dürfte der Laden zwar vor zwei Jahren hinter sich gebracht haben, als er so gut wie pleite war. Die lieben Finanzen sind aber immer noch ein Problem. „Wir brauchen dringend eine Frau, die für uns gute Öffentlichkeitsarbeit macht, damit wir bekannter werden“, stellt Ladenfrau Gundula fest. Und eine andere, die sich dafür begeistern könne, die großen Schaufenster attraktiv zu gestalten, fehle ebenfalls – auf Basis von purem Idealismus, versteht sich.
Ulrike Bendrat