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Archiv-Artikel

Frech!!! Ideen-Klau

Unser Bommel dreist gefälscht!!!■ Joachim „Bommel“ Fischer: Er kam gerade von der Präsentation seines neuen Werkes +++ Da stand sie vor ihm: Eine „sehr plumpe“ Fälschung +++

Dabei fing dieser Dienstag so gut an. Um 12 Uhr noch empfing der Künstler Joachim „Bommel“ Fischer, 42, die Presse vor dem Hauptbahnhof in Delmenhorst. Der Anlass: Sein neues Werk.

22 Stützen des großen, überdachten Delmenhorster Fahrradstandes umwickelte Fischer vor den Augen der Öffentlichkeit mit rot-weißem Baustellenband. Ein künstlerisches Verfahren, das man von dem Mann mit der roten Schottenmütze bereits kennt: Fischer entdeckte es 1995 und verhüllt seitdem Objekte im öffentlichen Raum. Wie Reichstags-Verpacker Christo. Aber, so Fischer: „Christo verhüllt. Ich wickle ein.“ Und: „Durch die Bewicklung rücke ich Objekte in das Bewusstsein der Menschen.“ Erst vor gut einem Jahr titelte die taz: „Einmal Baum rot-weiß“.

Es hätte wieder so laufen können. Aber es kam anders: Fischer, den seine Freunde den „Bommel-Fischer“ nennen, radelte nach der Präsentation durch die Stadt. Als er am Medienhaus an der Schlachte vorbeikam, stand sie vor ihm: Die erste handfeste Fälschung seines Werks.

Der Tatort: Das Baugerüst an der Fassade des Schlachte-Medienhauses. Der Skandal: Das Gestänge in den unteren Regionen umwickelt mit Baustellenband, Farben: rot-weiß. Die Täter: Mitarbeiter einer Bremer Gerüstbau-Firma. Fischer informierte die Öffentlichkeit. „Ich möchte hiermit darauf hinweisen, dass diese Bewicklung nicht von mir stammt“, schrieb er der taz. „Vermutlich handelt es sich um ein Plagiat. Ein sehr plumpes, wie ich feststellen muss.“

Noch zwei Wochen sind Fischers Delmenhorster Originale zu sehen, noch zwei Wochen muss „Bommel-Fischer“ den dreisten Ideen-Klau ertragen. Wird er rechtlich vorgehen? „Nein“, sagt Fischer. „Aber ich würde mich freuen, wenn die Bauarbeiter sich beim Bewickeln ihres Gerüsts selbst als Künstler verstehen würden.“ Denn „Bommel Fischer kann abgeben. „Alles entspringt für mich einem kreativen Prozess und ist somit Kunst. Folglich sind die Bauarbeiter selbst Künstler.“

Ein starker Trost für Fischer, ein schwacher Trost für sein Publikum: Zu groß die Gefahr, die Original-Bommels demnächst zu übersehen. Und ein Bommel muss kenntlich bleiben. So kenntlich wie 1995, als Fischer durch Berlin lief mit einem Schild: „Christo verpackt den Reichstag, doch Fischer verpackt alles.“ Klaus Irler