: Van Gogh bezahlt Videos
Reiche Ernte der Felder-Schau: Böse verlor 10 Euro, Bremen gewann 322.000 BesucherInnen, und der Kunsthalle bleibt ein Gewinn von 500.000 Euro für neue Kunst
Die Bilanz stimmt. 7 Millionen hat die Van Gogh-Ausstellung insgesamt gekostet, am Ende bleiben der Kunsthalle nach allen vereinbarten Rückzahlungen an die Stadt und an bürgende Unternehmen 500.000 Euro. Diesen Gewinn will der Kunstverein in den Ankauf von Video-Kunst (200.000 Euro) und in die Gebäudesanierung (100.000 Euro) investieren. 200.000 Euro sollen auf die hohe Kante gelegt werden, „als Rücklagen für das nächste Projek“, so Kunsthallen-Geschäftsführer Hans Diers.
Für Bremen errechnete das Bremer Institut „Region und Handel“ zusätzliche Umsätze vor Ort in Höhe von rund 11 Millionen Euro: Das Institut zählte in Folge der Ausstellung 14.000 Hotelübernachtungen und 140.000 Gastronomiebesuche der insgesamt 322.879 AusstellungsbesucherInnen. Insgesamt 84 Prozent der Besucher kamen von Außerhalb. Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath hat zu den gern zitierten „regionalwirtschaftlichen Effekten“ Finanzbeamten befragt mit dem Ergebnis: „Finanzsenator Perschau wird an realen Steuern eine Million Euro mehr in der Ressortkasse haben.“ Umso größer sei „die Enttäuschung“, dass es keine adequate „Belohnung der Stadt“ gebe: Herzogenrath wünscht sich vom Kultursenator die bis 2005 gesicherte Fortschreibung der Finanzierung zweier Stellen für Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit.
Alle Van Gogh-Statistiken sowie das Marketing-Konzept der Ausstellung hat die Kunsthalle nun in der Broschüre „Van Gogh: Marketing“ zusammengestellt. Ein Schwerpunkt darin: Die vielen Partnerschaften, die die Kunsthalle beispielsweise mit der Deutschen Bahn, dem NDR oder auch dem Blaumeier-Atelier eingegangen ist.
Inhaltlich erklärt man sich den Erfolg der Ausstellung mit dem Stichwort „Fokussierung“. Während die zeitgleiche aber weit weniger erfolgreiche Van Gogh-Ausstellung in der Casa Carraresi in Treviso den Maler vor dem Hintergrund des Impressionismus darstellte, beschränkte man sich in Bremen auf van Goghs in St. Remy entstandenes Werk. Und: Mit der Aufbereitung des historischen Ankauf-Eklats an der Bremer Kunsthalle entstand ein lokaler Bezug – gleichzeitig ist der Künstlerstreit kunsthistorisch von Bedeutung. Das Ausstellungskonzept setzte sowohl die Füße der Fachwelt als auch die der Allgemeinheit in Bewegung.
Kultursenator Böse (CDU) hatte bei einer Wette mit BMG-Chef Klaus Sondergeld übrigens auf „nur“ 250.000 BesucherInnen gesetzt – und verlor 10 Euro. Für die nächste große Sonderausstellung der Kunsthalle erwartet der Senator nun 400.000 Besucher – mit einem Augenzwinkern. Ernst gemeint ist dagegen: Auf der nächsten Kultusminsterkonferenz hat Böse das Van Gogh-Bilanzheft dabei – um es zu verteilen. kli/HB