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Archiv-Artikel

Prima Sonntagsknaller

Für die Stadt Hagen war die Sprengung des „Langen Oskars“ und das 99 Euro teure Touristikangebot „Sprengwochenende“ ein toller Erfolg

HAGEN ap ■ Um 10.53 Uhr war es soweit: Unter den Augen von 50.000 Schaulustigen fiel am Sonntag in der Innenstadt von Hagen das knapp 100 Meter hohe Verwaltungsgebäude der Sparkasse in sich zusammen. Damit war eine der spektakulärsten Hochhaussprengungen in Europa geglückt: „Er kam senkrecht runter und ist wunderbar gefallen“, sagte Sprengmeister Walter Werner. Eine Spezialfirma aus Thüringen hatte 250 Kilogramm Sprengstoff in insgesamt 1.450 Bohrlöchern des 30 Jahre alten Gebäudes platziert und damit den „Langen Oskar“ in Schutt und Asche gelegt.

Die Sprengung klappte allerdings erst mit Verzögerung. Wegen einiger Probleme mit dem Zündcomputer konnte der ursprüngliche Termin um 10.00 Uhr nicht eingehalten werden. Damit keine Schuttbrocken durch die Luft wirbelten, waren die Sprengpunkte nicht nur mit Textilmatten aus Vliesmaterial umwickelt, sondern auch mit einem Maschendraht-Mantel umflochten worden, wie Martin Hopfe von der Thüringer Sprenggesellschaft sagte. Damit die Innenstadt Sekunden nach der Sprengung nicht im Staub erstickte, hatte die Feuerwehr reichlich Wasser gespritzt. Es flossen rund 28.000 Liter Wasser pro Minute auf die Trümmer.

Vor der Aktion waren die besonders dicken Stahlbeton-Elemente des Hochhauses bereits durchbrochen worden, damit der Turm sich auch tatsächlich an den richtigen Stellen in die gewollten Richtungen faltete. „Das sah aus, als ob ein Zollstock zusammengelegt würde“, fasste einer der Schaulustigen den Fall des „Langen Oskars“ zusammen. Insgesamt hatte das Haus ein Gewicht von rund 26.000 Tonnen.

Aus Sicherheitsgründen waren ab 06.00 Uhr morgens in einem Radius von 140 Metern die Anwohner rund um das Hochhaus evakuiert worden. Die Stadtverwaltung hatte die Sprengung in einer groß angelegten PR-Aktion erfolgreich vermarktet. Nach Angaben von Stadtsprecher Friedhelm Erlenhofer fand das angebotene „Sprengwochenende“ mit Übernachtung und Frühstück für 99 Euro pro Person reißenden Absatz.